Auf die Nase, fertig, los!
Sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen ist des Franken Eigenart.
Sich aber einen Maulkorb verpassen zu lassen, geht’s noch?
Doch jetzt dieses Ding da, Mundschutz genannt!
Verdient es überhaupt seinen Namen, da es vor unüberlegten Wort- und Redebeiträgen eben nicht schützt?
Mal halblang mit der Skepsis, das Ding hat viele Vorteile!
Die Pickel und Mitesser werden endlich verdeckt, empfindliche Haut trocknet nicht so schnell aus. Knoblauchfahnen bereiten weniger Angst. Der Herr kann die schlechte Rasur kaschieren und die Dame das halbe Make-up sparen. Auch Gesichtszüge müssen darunter nicht mehr krampfhaft kontrolliert werden. Zudem wird für so Vermummte die aktuelle Sozialkontrolle durch die Nachbarschaft deutlich entschärft. Und schließlich verschafft die Maske ein gewisses Sicherheitsgefühl, signalisiert Solidarität als Zeichen sichtbarer Verbundenheit.
Besonders schön finde ich aber, dass jetzt im wörtlichen Sinn der Augenblick vertieft wird, bei Begegnungen auf Augenhöhe sozusagen, unter gleichen Voraussetzungen und Äußerlichkeiten.
Modische Bedenken, so zeigen die letzten Tage, muss beim Tragen keiner haben. Echte und Hobby-Schneider sind längst kreativ. Coole und freche Designs warten auf unsere Nasen. Bald vielleicht auch in liturgisch-stimmigen Farben zum nächsten Gottesdienst, ob das dann chic ist?
Und warum zum Aufsetzen der Maske kein Gebet sprechen, etwa so:
„Gern verhüll‘ ich Nas‘ und Mund, halt du, mein Gott, mich kerngesund.“
Wer es subtiler mag und mehr Zeit hat, wagt sich an den Psalm 139.
Dieser weiß um die Lächerlichkeit aller Maskerade, und ebenso, dass „Sicherheit“ immer nur eine Erfindung des Menschen bleiben wird:
„Herr, du kennst mich…“