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„Aufstand gegen Tod und Krieg“

Ostern 2022
Datum:
Veröffentlicht: 4.5.22
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Ostern: Das höchste Fest der Christenheit wurde auch in Bamberg mit sehr gut besuchten Gottesdiensten begangen – im Dom und St. Stephan wie „auf’m Keller“ und auf Wiesen.

Die Osternacht im Dom war ein „Aufstand gegen die Herren, die das Leben beschneiden und gegen den Tod! Wir können und sollen mit dem Auferstandenen Aufstand machen gegen den Krieg in der Ukraine und für das Leben der Ukrainer. Wir sollen Aufstand machen gegen Unrecht, Unterdrückung, Böses überall. Ostern ist der Aufstand Gottes gegen alle Lebensfeinde und auch gegen den Tod“, sagte Erzbischof Ludwig Schick in seiner Predigt.
Ostern 2022

Jesu Leben sei nicht nur ein „Aufstand gegen falschen Gottesglauben und für den Glauben an den universalen Gott der Liebe“ gewesen, sondern auch ein Aufstand gegen die Hartherzigen, die Ungerechten, die Gewaltmenschen und Kriegstreiber. Am Kreuz gestorben sei Jesus wegen dieser Aufstände und „für das Leben in Fülle für alle“. „Jesus ist auferstanden, was zeigt, dass sein Aufstand im Leben und im Tod erfolgreich war“, so der Erzbischof. Jesus lebe und wolle „mit uns seinen Aufstand weiterführen“ – auch wenn so mancher Kreuzweg gegangen werden müsse: „Das Leben wird siegen! Ostern ist das Fest der Hoffnung!“ betonte Schick.

Diese eindringlichen Worte prägten die festliche Osternacht in der Bamberger Kathedrale mit, in der sich hunderte Besucher auf die Spur des Geheimnisses der Auferstehung, dem zentralen Glaubensgeheimnis, machten. In diesen Zeiten, die eher vom Grundton der Hoffnungslosigkeit künden, verbreitete der stimmig gestaltete Gottesdienst weder einfältigen Jubelglauben noch folkloristisch angehauchtes Zuspachteln der tiefen Risse im einsturzgefährdeten Welthaus. Das österliche Halleluja, angestimmt vom gut disponierten Domchor unter der Leitung von Markus Willinger, kam aus offenen Herzen.

Auch Hans-Martin Lechner, Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Bamberg, überbrachte am Ostersonntag in der Stephanskirche die hoffnungsvolle „Botschaft des Lebens gerade im Leid der Welt“. Lechner räumte ein, dass die Botschaft vom auferstandenen Herrn nach den Schrecken des grausamen Todes am Kreuz befremdlich und fern aktueller Erfahrungen klinge. Gerade bei den vielen Millionen Menschen, die jetzt „dem entsetzlichen Terror eines an Grausamkeit kaum zu überbietenden Krieges ausgesetzt sind“, so der Dekan. Doch die Botschaft von der Auferstehung Jesu müsse gerade im Leid der Welt verkündet werden: „Mitten im Leid eröffnet sie die größere Welt Gottes, die Welt des Friedens und der Liebe mitten unter uns“.

Ostern geschehe, wo Versöhnung gelinge durch alles Elend hindurch, wo Menschen sehen würden, „wie abwegig es ist aufeinander einzuschlagen und Krieg zu führen“, sagte Lechner. Auf dieser österlichen Spur habe der Ökumenische Rat der Kirchen schon 1948 nach den furchtbaren Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs klargestellt: „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein!“ Für Dekan Lechner ist das „ein Wort auch für heute“.

Ostern wurde als „große Such-, Hoffnungs- und Friedensbewegung“ – O-Ton Lechner – in allen Bamberger Kirchen gefeiert. Mancherorts wurde im übertragenen Sinne der Stein von des Grabes Tür draußen gewälzt. Am Ostersonntag um fünf Uhr morgens geschah dies auf den Wiesen bei der Auferstehungskirche oder bei St. Matthäus-Gaustadt. Und die Obere Pfarre zog es sogar „auf’m Keller“: Für den an Corona erkrankten Pfarrer Matthias Bambynek zelebrierte Professor Hanjo Sauer auf dem Wilde Rose-Keller die Eucharistiefeier, schwungvoll musikalisch gestaltet von der Urban's Project Band. In einem Lied hieß es passend: „Manchmal feiern wir mitten im Streit ein Fest der Auferstehung. Waffen werden umgeschmiedet und ein Friede ist da…“.