Weihbischof Gössl: „Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg“
Diözesanadministrator spricht sich für bessere Balance von Macht in der Kirche aus / Frage nach der Frauenordination bleibt strittig
Gössl regte an, dass es in der Kirche mehr kontrollierende und einhegende Mechanismen geben müsse, die einen Missbrauch von Macht verhindern. Er erinnerte daran, dass bereits im Mittelalter neben dem Bischof als regulierendes Gremium das Domkapitel gewirkt habe, wodurch die Kräfte ausbalanciert worden seien. Heute seien hier andere Kontrollgremien denkbar. „Kirche ist keine Demokratie“, sagte der Weihbischof, „aber auch keine Monarchie“. Auch wenn er die hierarchische Struktur als von Gott gegeben betrachte, so heiße das nicht, dass nur einer allein das Sagen habe. Die Ämter von Priestern und Bischöfen dürften nicht dahingehend spiritualisiert werden, dass ihr Handeln aufgrund der Weihe nicht hinterfragt werden dürfe.
Gössl habe im Verlauf des Synodalen Wegs auch eine Veränderung der Sichtweise vieler Bischöfe auf das Thema Homosexualität wahrgenommen: „Wir wollen die kirchliche Lehre nicht in die Tonne treten, sondern weiterentwickeln.“ Es müsse genau betrachtet werden, was die Kirche mit ihrer Lehre schützen wollte und wo die kirchliche Lehre zu eng geworden und nicht mehr auf dem Stand der Wissenschaft sei. „Ich glaube, dass eine Weiterentwicklung der Lehre möglich ist, was eine Voraussetzung für eine Segnung von homosexuellen Paaren ist.“
Auch bei der Frage nach der Priesterweihe von Frauen zeigte sich Gössl gesprächsbereit. Die entscheidende Frage sei, was der Wille des Herrn für die Kirche sei und wie sich dieser zeige. „Kann es wirklich Zufall sein, dass es 2000 Jahre lang keine Priesterinnen gab oder hat sich Gott dabei etwas gedacht?“, fragte Gössl. Dass der Priester Jesus Christus repräsentiere, der nun mal ein Mann gewesen sei, sei für ihn ein wichtiges Argument, das man nicht einfach beiseite wischen könne. Dennoch betonte Gössl: „Ich kann nicht sagen, dass diese Fragen für alle Ewigkeit beantwortet sind. Ich weiß nicht, was in 20 Jahren sein wird.“
Seine anfänglichen Sorgen, dass beim Synodalen Weg am Ende die Enttäuschung groß sein werde, sehe er rückblickend nicht als völlig unbegründet. Dennoch habe der Prozess zu einer veränderten Gesprächsatmosphäre geführt: „Ich habe viele sehr engagierte Christen kennengelernt, denen es ein Anliegen ist, dass die Kirche auch in Zukunft ihre Botschaft zu den Menschen bringt. Wir müssen jetzt die Dinge in den Blick nehmen, die uns daran hindern.“ Ein großer synodaler Moment sei für ihn gewesen, „dass wir auch im Streit beieinander geblieben sind“.