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Auf Du und Du

Sternenklarer Himmel
Datum:
Veröffentlicht: 6.10.21
Von:
Katharina Lurz, Pastoralassistentin
Gepriesen seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernährt und lenkt und mannigfaltige Frucht hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter. (Aus dem Sonnengesang des heiligen Franziskus)

Gepriesen seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde,
die uns ernährt und lenkt
und mannigfaltige Frucht hervorbringt
und bunte Blumen und Kräuter.

(Aus dem Sonnengesang des heiligen Franziskus)

Diese Zeilen aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi wecken bei dem einen oder der anderen vermutlich zunächst Gedanken an das Erntedankfest, welches wir vielerorts in den vergangenen Tagen gefeiert haben.
Vielleicht wird Ihnen wie mir, darum erst beim zweiten Lesen bewusst, dass hier nicht der Dank für die Gaben, die die Erde hervorbringt, im Mittelpunkt steht. Zentral ist in diesem Text vielmehr, Gott für seine ganze Schöpfung zu danken und zu loben. Neben der Erde werden beispielsweise Sonne, Mond, Wasser und Feuer erwähnt. Bemerkenswert ist daran weniger, welche Schöpfungswerke Gottes dabei ausdrücklich benannt werden, sondern in welcher Art von Beziehung diese zueinander stehen: Franziskus nennt sie Bruder und Schwester.
Dadurch schließt er sie ein in unseren engsten Familienkreis. Aus dem Verständnis heraus, dass auch wir Menschen zu Gottes Geschöpfen zählen, nimmt er sie als Mit-Geschöpfe auf Augenhöhe wahr und bietet ihnen gewissermaßen das Du an.
Nehme ich dieses Du ernst, verlangt das von mir einen achtsamen und wertschätzenden Umgang mit meiner Mit-Schöpfung. Das fällt gewiss nicht immer leicht, sondern muss immer wieder bewusst eingeübt werden.
Ein erster Schritt könnte es sein, in den kommenden Oktobertagen mit offenen Sinnen eine Wegstrecke zu gehen und sich von Gegenständen oder besonderen, stimmungsvollen Stellen anregen zu lassen, selbst im Herzen einen Lobpreis auf die Mit-Schöpfung zu empfinden oder gar einen eigenen Sonnengesang zu dichten.