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Seelsorgebereich Bamberger Westen:Aufstand für das Leben

In der Osternacht im vollbesetzten Dom lauschte auch Erzbischof Herwig Gössl der Predigt von Dompfarrer Dr. Markus Kohmann.
Datum:
Veröffentlicht: 4.4.24
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Am späten Abend des Karsamstag begann der wichtigste Gottesdienst des Jahres: die Feier der Osternacht, in der Christen die Auferstehung Jesu feiern. „Mutter aller Vigilien“, also Nachtwachen, heißt die Osternacht etwa in der katholischen Grundordnung des Kirchenjahres. Entsprechend reich an heiligen Zeichen war diese nächtliche Wache, in der die Auferstehung des Herrn erwartet wurde, die Feier im Dom mit Erzbischof Herwig Gössl und Prediger Dompfarrer Dr. Markus Kohmann. Die Feier markierte einen großen Spannungsbogen: von der Dunkelheit zum Licht, vom Tod zum Leben.

Dieser meditative Rhythmus aus Lichtfeier, Liturgie des Wortes, Eucharistie oder Abendmahl bestimmte die Osternacht in den gut besuchten katholischen wie evangelischen Kirchen Bambergs. Oder die Auferstehungsfeiern noch in der Dunkelheit des Ostermorgens: In der St. Elisabeth-Kirche fand sich beispielsweise am Sonntag um fünf Uhr die Gemeinde zusammen, um mit Dekan Roland Huth zum „Aufstand für das Leben“ aufzurufen. Zum „einfach leben!“ in aller Doppeldeutigkeit des Wortes „einfach“ und im Bestreben, die Würde eines jeden Menschen zu erkennen und wertzuschätzen.

„Einfach ökumenisch“ sagten sich an diesem Osterfest die Obere Pfarre (Unsere Liebe Frau) und St. Stephan. Und zwar schon in der Gestaltung ihrer Osterkerzen für die Kirchen. Künstlerinnen stellten das Motiv unter dasselbe Thema „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2Tim 1,7). So war es ein gelungenes Zeichen der Verbundenheit beider Konfessionen, dass in dem gemeinsamen Lichtritus im Garten der Eisgrube 18 Pfarrer Helmut Hetzel die Osterkerze von St. Stephan entzündete, und Pfarrerin Michaela Wüst die der Oberen Pfarre.

„Wir zünden das Licht der Osterkerze an, ein Licht, dass Gottes Geist der Kraft der Liebe und der Besonnenheit sichtbar macht“, sagte Vikarin Sophia Braun in ihrem Lichtimpuls. Und damit seine Zusage untermauert: „Ich bin da, fürchtet euch nicht.“ Diese Zusage eröffne neue Perspektiven, die Zweifel nehmen.

Der dritte ökumenische Schwerpunkt war der Austausch von Osterbotschaften im jeweils anderen Gottesdienst. Die Gemeinde St. Stephan hatte ihren Bundesfreiwilligen Paul Christel und den Vorsitzenden des Jugendausschusses Tom Teuscher in die Obere Pfarre entsandt. „An Ostern feiern wir den Sieg der Liebe über den Tod. Es gibt Zukunft, das ist eine wichtige Botschaft für uns junge Menschen, die uns ermutigt“, lasen die beiden jungen Männer vor. Und als Bitte an die versammelten Katholiken: „Lassen Sie uns gemeinsam Boten dieser Liebe sein und uns nicht mit der Betonung von konfessionellen Unterschieden behindern.“ Diese Unterschiede seien jungen Menschen nicht so wichtig, „und das ist vielleicht ja auch gut so“.

Ähnlich klang die Botschaft der Oberen Pfarre, die die Pfarrgemeinderatsmitglieder Steffen Wenker und Heike Manz ihren evangelischen Geschwistern übermittelten: „Wir wollen auch in Zukunft nicht verzagt sein über das, was nicht geht, gleich ob innerhalb unserer Kirchen, sondern wir wollen aus dem Geist, der Kraft und Mut schenkt, aus dem Geist der Liebe miteinander ein Zeichen sein in unserer Welt und den Glauben miteinander verkünden.“ Dieser gemeinsame Glaube an die Auferstehung verbinde ohne Unterschied: „Unsere Grundlage ist die Botschaft des Lebens, die Frohe Botschaft“, hieß es in dem Grußwort.

Erzbischof Gössl fand in seiner Predigt am Ostersonntag im Dom den gleichen Ton: „Die Osterbotschaft macht dem Tod einen Strich durch die Rechnung.“ Die Auferstehung Jesu Christi rage in die oft so düster erscheinende Welt hinein und mache sie hell, so der Erzbischof. Damit könnten die Angst vor dem Tod schwinden und die Zuversicht des Lebens wachsen. Auch wenn die Eindrücke der Menschen geprägt seien von Schmerzen oder Trauer, Enttäuschung über Treulosigkeit und Verrat, sei die Botschaft des Lebens nicht totzukriegen. „So wächst auch die eigene Widerstandskraft gegen das Böse, das uns bedrohen will, gegen Schuld und Sünde, die sich ohne diese frohe Botschaft wie ein Krebsgeschwür ausbreiten“, fuhr Gössl fort und fügte hinzu: „Darum dürfen wir unsere Sinne nicht fesseln lassen von Tod und Grab, von Angst und Schrecken, sondern müssen offen bleiben für den Herrn und seinen Ruf.“ Daher werde Ostern nicht nur als Frühlingsfest mit gutem Essen und Trinken und vollen Osternestern gefeiert, „sondern als Fest, das unserem Leben Sinn und Orientierung gibt“. Jesus Christus sei der „Garant unseres Lebens“ und gebe Zukunft, auch über den Tod hinaus.

Auch kirchenmusikalisch boten die Ostergottesdienste akustische Glanzpunkte. Besonders im Dom und in St. Stephan zogen Chöre und Instrumentalisten alle Register ihres Könnens.