Bamberg bleibt ein wichtiger Ort
Schwester Martina Schmidt, Provinzleiterin der Provinz Bamberg der Dillinger Franziskanerinnen, wurde zur ersten Oberin der neuen „Deutschen Provinz“ gewählt. Sie verlässt Bamberg, das Montanahaus am Friedrichsbrunnen bleibt offen für Gäste.
Im Stadtbild ist diese Frau eigentlich nicht wegzudenken. Obwohl zierlich, fällt sie auf. Natürlich durch ihr Ordenskleid, das Schwester Martina Schmidt aus Überzeugung trägt. Vor allem aber durch ihr bestimmtes, charismatisches Auftreten, mit dem die Provinzleiterin der Provinz Bamberg der Dillinger Franziskanerinnen für Aufmerksamkeit sorgt. Die 61-Jährige ist dort, wo es buchstäblich brennt: bei den „Mahnwachen Asyl“, bei Solidaritätsbekundungen für Flüchtlinge, von Abschiebung Bedrohten, für all die, die sonst keine Stimme haben.
Und jetzt steht fest, dass diese durch und durch authentische Ordensfrau Bamberg verlässt, wo sie einst ihr Noviziat verbrachte und seit 2013 als Provinzleiterin wirkte. „Es fällt mir schwer, aus Bamberg wegzugehen“, bekennt Schwester Martina, „ich liebe diese Stadt mit ihrer Schönheit und Lebendigkeit“. Auch sei sie „gut vernetzt und verwurzelt in der Oberen Pfarre mit St. Urban, das wird mir fehlen“. Doch sie beugt sich dem Votum des so genannten Übergangskapitels ihres Ordens, das sie zur ersten Provinzoberin der neuen „Deutschen Provinz der Dillinger Franziskanerinnen“ gewählt hat. Vorrangiges Ziel dieser Zusammenkunft war die Zusammenführung der drei bisherigen deutschen Provinzen mit Sitz in Bamberg, Dillingen und Maria Medingen zu einer gemeinsamen Provinz. Kernort ist künftig Dillingen an der Donau, wohin Schwester Martina Ende des Jahres übersiedelt – zunächst für sechs Jahre.
Der Zusammenschluss der Provinzen ist dem nahezu allen Ordensgemeinschaften kennzeichnenden Umstand geschuldet, dass es keinen Nachwuchs gibt. Das Durchschnittsalter der 360 Dillinger Franziskanerinnen in Deutschland liegt bei 79 Jahren, Novizinnen sind nicht in Sicht. Gleichwohl „sind wir keine hoffnungslose Gemeinschaft, unter uns herrscht viel Freude und Bewegung im franziskanischen Geist“, betont Schwester Martina. Und „wir sind derzeit lebensfähig, aber was ist in 10, 15 Jahren?“ liefert sie die Begründung für den zukunftsweisenden Entschluss ihres Ordens zu nur noch einer Provinz. Zu einer „Bündelung von Kräften gerade auch in der Verwaltung“.
Bisher war die studierte Theologin und Germanistin Schmidt für elf Schwesternkonvente – darunter in Bamberg, Hallstadt, Kemmern und Michelfeld - verantwortlich. Ab Januar werden es 35 sein: „Ich habe Herzklopfen vor der Aufgabe und werde viel lernen müssen!“ gibt sie freimütig zu, verweist jedoch auch auf den fünfköpfigen Ordensrat, der ihr hilfreich zur Seite stehen wird.
Auf jeden Fall bleibt Bamberg nach den Worten der neuen gesamtdeutschen Provinzleiterin „ein wichtiger Ort und im Fokus für uns“. Nicht nur, dass die Domstadt als Verwaltungs- und zweiter Arbeitssitz im nördlichen Provinzgebiet fungieren wird: „Unser Montanahaus bleibt offen für Einzelgäste und Gruppen“, hebt Schwester Martina hervor. Dieses weit über Bamberg hinaus beliebte Bildungs- und Gästehaus am Friedrichsbrunnen ist eine Oase der Stille, des Gebets und der Spiritualität inmitten eines großen Gartens – und doch in Innenstadtnähe.
Erzbischof Friedrich von Schreiber holte 1882 die ersten Dillinger Franziskanerinnen nach Bamberg, wo sie im Priesterseminar ihre Dienste leisteten. 1890 kamen die Schwestern nach Hallstadt, 1890 nach Kemmern. Seit 1980 hat der Bamberger Konvent im Montanahaus sein Zuhause: „Der Orden trägt das Haus selber, wir bekommen keine Kirchensteuermittel“, sagt die Provinzleiterin.