Zum Inhalt springen

Bitte recht freundlich!

Supermarkt
Datum:
Veröffentlicht: 18.11.20
Von:
Matthias Bambynek, Pfarrer
Vor wenigen Tagen im Drogeriemarkt: Während ich nach dem Gesuchten vor der Regelwand Ausschau halte, geht eine Verkäuferin in meine Richtung. In ihrem Schlepptau hat sie einen großen Wagen voll mit Verpackungsmaterial. Ich schaue sie freundlich an, trete ein Stück zur Seite, lächle diskret, ganz gleich, ob dies mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen ist, und sage knapp „Bitte!“ – Sie daraufhin „Vielen Dank!“ – mit einer Betonung, die deutlich intensiver klingt als zu erwarten. „Na, das ist doch selbstverständlich!?“ – „Haben Sie eine Ahnung! Wenn Sie wüssten, wie es hier derzeit manchmal zugeht…“

Vor wenigen Tagen im Drogeriemarkt: Während ich nach dem Gesuchten vor der Regelwand Ausschau halte, geht eine Verkäuferin in meine Richtung. In ihrem Schlepptau hat sie einen großen Wagen voll mit Verpackungsmaterial. Ich schaue sie freundlich an, trete ein Stück zur Seite, lächle diskret, ganz gleich, ob dies mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen ist, und sage knapp „Bitte!“ – Sie daraufhin „Vielen Dank!“ – mit einer Betonung, die deutlich intensiver klingt als zu erwarten. „Na, das ist doch selbstverständlich!?“ – „Haben Sie eine Ahnung! Wenn Sie wüssten, wie es hier derzeit manchmal zugeht…“

Ein Alltagsmoment, zu dem jede und jeder vermutlich eigene Erzählungen beisteuern kann. Die ständigen Krisenmeldungen, Appelle zum Befolgen von Vorgaben und Einschränkungen und die seit Monaten währende Unsicherheit über das, was wann wie kommt, gehen nicht spurlos an uns vorbei. Manchen gelingt es, gelassen zu bleiben, andere ziehen sich zurück und werden spracharm, und wieder andere reagieren immer häufiger gereizt.
Corona ist auch die Zeit einer neuen Ruppigkeit.
Interessanterweise wird davon vielerorts und aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen erzählt.

Dass dies so ist, bedeutet längst nicht, dass es so bleiben muss. Wenn Corona eine neue Ruppigkeit im Umgang miteinander hervorbringt, könnte es uns motivieren, auf dieses ungute Zeitgeistphänomen betont achtsam und zugewandt im Miteinander zu reagieren: Daheim in Partnerschaft und Familie, bei der Begegnung mit Nachbarinnen und Kollegen, im Geschäft, auf dem Amt oder in der Arztpraxis, beim Plaudern über die aktuellen Geschehnisse am Telefon oder auch bei Kontakten innerhalb der Gemeinde.

Bitte recht freundlich! – Das Befolgen dieser Aufforderung – ehemals aus dem Mund von Fotografinnen und Fotografen zu hören – ist nicht nur eine Frage von Erziehung und Höflichkeit, gerade jetzt könnte es zum Ausdruck einer Haltung werden.