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Bück dich!

Heiliger Otto
Datum:
Veröffentlicht: 30.9.20
Von:
Josef Ellner, Pastoralreferent
Keiner macht gerne sein Kreuz krumm. Sich tief nach unten beugen oder gar den „Bückling“ mimen, da muss schon ein echter Schatz am Boden liegen oder der nächsthöhere Karriereposten der Hierarchie in Aussicht sein. Aufrecht, gerade, so wollen wir gerne durchs Leben. Rückgrat zeigen, Schieflagen beheben, Haltung bewahren... sind für die meisten das Ideal. Auch, weil man meint, vom äußeren Erscheinungsbild auf innere Befindlichkeiten schließen zu können.

Keiner macht gerne sein Kreuz krumm. Sich tief nach unten beugen oder gar den „Bückling“ mimen, da muss schon ein echter Schatz am Boden liegen oder der nächsthöhere Karriereposten der Hierarchie in Aussicht sein. Aufrecht, gerade, so wollen wir gerne durchs Leben. Rückgrat zeigen, Schieflagen beheben, Haltung bewahren... sind für die meisten das Ideal. Auch, weil man meint, vom äußeren Erscheinungsbild auf innere Befindlichkeiten schließen zu können.

Doch mit dem beharrlich aufrechten Gang ist es nicht weit her. Wissen wir doch nach einigen Lebenskurven, dass wir eher aus krummen Holz geschnitzt sind. Mit Macken, Unregelmäßigkeiten, Ecken und Kanten. Immer wieder neu seine innere Linie zu finden, wird da zum täglichen Balanceakt. Er fordert ein ständiges Austarieren, nach rechts und links, oben und unten, nach allen Richtungen der Standpunktsuche und der Herzenssehnsucht. Rückenschmerzen sind mitunter die Folge für die, die keine eigene Haltung finden, sich nicht getragen wissen.

Dem selbst sonntagfrüh im wahrsten Sinn des Wortes „vorzubeugen“, bemühen sich viele in die Fitness-Center, die neuen Kathedralen unserer Zeit. Dabei verbirgt sich doch in manch älterem Kirchenraum Bambergs längst eine Gymnastikecke, so zum Beispiel in Sankt Michael. Hier ermunterte mich mein Vater schon in meinen Kinderzeiten: „Bück dich! Ist gut fürs Kreuz!“ Denn einmal dort in der Kirche durch Ottos begehbares Grab, schon renkt sich das Rückgrat wieder ein. Wie der Name OTTO impliziert, ist es dabei gleichgültig, ob du vorwärts oder rückwärts durchkrabbelst. Hauptsache, du machst dich mal wieder ganz klein und krumm.

Solches und jedes Bücken mag mancher gar als Akt der Demut verbuchen. Wobei Demut nur dort ihren Namen verdient, wo sie keiner sieht, sie nicht zur Schau gestellt wird. Auch um das Leben von unten, von Grund auf zu sehen und zu verstehen, hilft jedenfalls Bücken allemal. Alles schön von oben betrachten, können wir später lang genug, vermutlich ewig.