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Lebenszeichen KREUZ:„Das Kreuz kann explodieren“

Albert Ultsch zeigt in seinem Atelier eines der Exponate: Der Corpus Christi ohne Kreuz und Marterwerkzeuge.
Datum:
Veröffentlicht: 21.2.24
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Unvorstellbar geballt wird der Besucher der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau (Obere Pfarre) in der Fastenzeit mit dem Kreuz konfrontiert: „Dieses Zeichen wird heute oft gar nicht mehr erkannt“, vermutet Albert Ultsch. Dabei „strandet das Kreuz nicht wie das Schiff Gemeinde, das Kreuz kann zwar explodieren, muss aber neu zusammengesetzt werden“, sagt der Bamberger Bildhauer.

Wie das in der Praxis aussieht, zeigt der 72-jährige Künstler ab der Vernissage am Samstag, 24. Februar 2024, 16:00 Uhr, in einer Werkschau, die als sein Lebenswerk gelten kann. Unter dem Titel „Lebenszeichen Kreuz – Interpretationen eines Symbols“ stellt er dem Betrachter rund 200 Kreuze aus verschiedenen Materialien und Techniken entgegen. Denn dieses Symbol des Christentums nimmt im künstlerischen Schaffen von Albert Ultsch eine wesentliche Rolle ein und beschäftigt den im katholischen Milieu aufgewachsenen Mann seit vielen Jahren.

Unzählige Kreuze sind im Laufe der Zeit in seinem Atelier entstanden. Die meisten ohne konkreten Auftrag, sondern als Reflektion des Christseins in der Gegenwart und der Gemeinschaft mit Jesus Christus.

Als Kind der Oberen Pfarre ist es für Ultsch nur folgerichtig, gerade diese Kirche zum Ort seiner ersten Einzelausstellung außerhalb des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberfranken (BBK) zu erwählen. Zumal nach seinen Worten die räumlichen Dimensionen angemessen, die Lage zentral und Heimat einer lebendigen Gemeinde sei. Er hoffe, dass seine Arbeiten Anregungen zu Glaubensfragen geben, so der Bildhauer, der auch die in den Boden des Gotteshauses eingelassenen Kreuzwegmeditationen geschaffen hat.

Jetzt sind es also Objekte aus Bronze, Holz, Glas, bemaltes Papier oder Stein, die in den Seitenschiffen und im Chorumgang dargeboten werden. Albert Ultsch ordnet die Exponate nach Werkgruppen und Einzelstücken: Kreuz-Metamorphosen, Kreuz „in progress“, „Am dritten Tag“ oder „Mensch“ überschreibt er Gruppen, Einzelexponate mit Weltkreuze, Würfelkreuze, verschiedene Bilder und Reliefs, abstrakte und gegenständliche Objekte, Kruzifix-Zeichnungen.

Die Vielzahl von Fragen und Überlegungen, die dem Kreuz anhaften – sei es seine christliche und weltliche Prägung oder seine kulturelle Bedeutung – wecken immer wieder das Interesse des Künstlers: „Die über 2000-jährige Geschichte, die Entwicklung des Christentums bis in die Gegenwart und die damit verbundenen Lebensfragen des modernen Christen bieten eine breite Palette, um das Thema Kreuz und Glauben zu interpretieren und zeitgemäß zu gestalten“, ist er sich sicher.

Er erfahre immer wieder, dass die künstlerische Umsetzung von Glaubensfragen auch heute noch das Interesse vieler Menschen wecke. In ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens benötigten Menschen auch Bilder, die ihnen als Hilfsmittel dienen, um kontemplativ eine Verbindung zu einem höheren Wesen aufzubauen: „Kunst und Glaube gehören zum kulturellen Bewusstsein des Menschen“, betont Ultsch. Gerade in der barock ausgestalteten Oberen Pfarre seien zeitgenössische Interpretationen des Glaubens von großer Wichtigkeit. Diesem Anspruch fühle er sich verpflichtet. 

Darüber hinaus beabsichtige er, die Ausstellung nach ihrem Ende in weiteren zentralen Kirchen der Bamberger Region sowie darüber hinaus zu zeigen. Als nächsten Schritt gibt es eine Zusammenfassung der Arbeiten, ergänzt durch weitere Werke und Texte namhafter Persönlichkeiten wie zum Beispiel Nora Gomringer, Georg Beirer oder Barbara Kahle, in Katalogform.

Ein Begleitprogramm vertieft die Intention dieser Ausstellung. Gastprediger und -predigerinnen entfalten an den Fastensonntagen im 11:00 Uhr-Gottesdienst ihre Gedanken zum Thema „Kreuz“. Einen eigenen Akzent setzt Pfarrer Helmut Hetzel mit einem Impuls am Freitag, 22. März 2024, um 22:00 Uhr: „Leben durchkreuzt“ steht über der nächtlichen Meditation. Am Karfreitag, 29. März 2024, lädt um 10:00 Uhr eine Kreuzwegandacht dazu ein, dem Leiden Jesu Christi nachzuspüren.

Die Finissage der Ausstellung unter der Ägide des Fördervereins der Oberen Pfarre ist am Sonntag, 21. April 2024, nach dem Gottesdienst um 11:00 Uhr vorgesehen.