Der Sinn des Ganzen
Geistlicher Impuls
Jesus zog mit seinen Jüngern durch Galiläa, so wird im Markusevangelium erzählt, wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; „denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.“ (Mk 9,30-32)
„Nur keine falsche Scheu!“ Mit dieser Aufforderung werden wir manchmal ermuntert, unsere Fragen zu stellen, gerade dann, wenn wir meinen, etwas nicht verstanden zu haben. Denn das geben wir oft nicht gerne zu. Ist das vielleicht der Grund dafür, dass die Jünger sich nicht trauen, Jesus zu fragen, was das bedeutet: Leiden, Tod und Auferstehung? Wie stehe ich denn da, wenn ich frage – nachfrage? Muss ich mit der Gegenfrage rechnen: „Wie kann man nur eine solche Frage stellen?“ Komme ich mir dann dumm vor oder – was noch schlimmer wäre – halten mich dann die anderen für dumm? Diese Scheu hält uns oft davon ab, eine der wichtigsten Fragen zu stellen: die Frage nach dem Sinn des Ganzen, danach, wie die gehörten Worte zu verstehen sind, gerade auch die Worte Jesu. Aber das ist eine falsche Scheu – falsch, weil sie mich daran hindert, die richtigen Antworten zu finden, die nicht einfach auf der Hand liegen und sich erst durch ein mutiges Nachfragen ergeben.
Göttliches Wort, der Gottheit Schrein,
führ uns in dein Geheimnis ein.
Brennender Dornbusch, der nicht verbrennt,
nenn uns den Namen, den niemand kennt.
Wolkensäule voll Herrlichkeit,
geh uns voran im Dunkel der Zeit.
Schlüssel Davids, der öffnet und schließt,
weis uns die Quelle, die immer fließt.
Logos, Wort und Antwort zugleich,
erschließe uns das Gottesreich.
(Aus dem Stundenbuch)