Zum Inhalt springen

Ein „Ade!“-Plädoyer

Ade
Datum:
Veröffentlicht: 1.4.20
Von:
Matthias Bambynek, Pfarrer
In der Corona-Virus-Krisenzeit ändert sich vieles. Es ist noch nicht allzu lange her, da hat man sich selbstverständlich mit einem Handschlag oder mit einer Umarmung begrüßt oder verabschiedet. Diese körpernahen Formen des zwischenmenschlichen Umgangs sind Geschichte.

In der Corona-Virus-Krisenzeit ändert sich vieles. Es ist noch nicht allzu lange her, da hat man sich selbstverständlich mit einem Handschlag oder mit einer Umarmung begrüßt oder verabschiedet. Diese körpernahen Formen des zwischenmenschlichen Umgangs sind Geschichte.
Auch das, was man sich gegenseitig zuspricht, ist neu. Am Ende eines Gesprächs am Telefon, an der Supermarkt-Kasse oder als Grußformel unter einer E-Mail heißt es mittlerweile ganz selbstverständlich „Bleiben Sie gesund!“. Manche sagen „Sei vorsichtig und achte auf dich!“ Ingo Zamperoni verabschiedet sich neuerdings am Ende der Tagesthemen mit „Seien Sie zuversichtlich!“
Mit diesen Grußformeln verbindet sich der Wunsch, eine mögliche Virusinfektion möge doch bitte am Gegenüber vorbei gehen, und überhaupt solle man sich nicht unterkriegen lassen.
Allerdings ist die Befürchtung groß, dass das alles letztlich niemand selbst in der Hand hat. Uns eint das Ringen mit unseren angsterfüllten Fragen: Was mag da noch kommen? Wird das Virus möglicherweise Menschen infizieren, die mir nahe stehen? Bin ich davor gefeit?

Wen es neu nach Franken zieht, lernt recht bald, wie man sich hier richtig verabschiedet: Mit einem beherzt ausgesprochenen „Ade!“
Freilich, genauso wie das „Grüß Gott!“ bei der Begrüßung ist zuletzt auch das „Ade!“ etwas aus der Mode gekommen, so die Beobachtung.
Seinen Ursprung hat der kurze Abschiedsgruß in der lateinischen Formulierung „Ad deum“ – „Zu Gott“, was soviel bedeutet wie „Gott befohlen!“

„Ade!“ – wer sich so von jemandem verabschiedet, formuliert vielmehr als einen Wunsch. Genau genommen ist das Dreibuchstabenwort ein kleines Segensgebet:
„…ich wünsche dir Gesundheit! Achte auf dich! Sei vorsichtig und bleibe bitte voller Zuversicht! Vor allem aber empfehle ich dich Gott an. Er möge dich beschützen! Ade!“

Ich meine, die Zeit ist reif, um uns ganz bewusst neu auf altbekannte Weise bei jedem Abschied so zu grüßen. Versuchen Sie es doch gleich heute.
Ade!