Ein letztes Ma(h)l
„Ein letztes Mal zusammen Mahl halten. Ein letztes Mal zusammen zu Tisch liegen und Zeit mit seinen liebgewonnenen Freundinnen, Freunden, Weggefährtinnen und Weggefährten verbringen. Ein letztes Mal ein Zeichen setzen, welches dauerhaft in Erinnerung bleiben soll. Alles ein letztes Mal.“
Für Jesus und seine Jünger war diese Aussicht mit Sicherheit eine sehr bittere Erfahrung. Auch wenn die Evangelien und die kirchliche Tradition ihr Hauptaugenmerk auf die Einsetzungsworte bzw. die Fußwaschung gelegt haben, so bleibe ich doch auch immer wieder daran hängen, wie es im Inneren der Protagonisten ausgesehen haben mag. Die Evangelien sprechen schlicht davon, dass es traurig und betroffen zuging. Mehr erfahren wir nicht.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Evangelisten bei der Schilderung vom Letzten Abendmahl bewusst auf weitere Gefühlsbeschreibungen verzichten wollten. Denn was Menschen in solchen Situationen verspüren, lässt sich nicht einfach in Worte fassen. Gefühle, wie Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger sie damals erlebt haben und wie sie Menschen durch alle Zeiten hindurch erleben müssen bis heute, kann man alleine durch Worte nicht zum Ausdruck bringen. Worte können Gefühlen in vielen Dingen nicht gerecht werden. Schlimmstenfalls werden Gefühle durch Worte auch bagatellisiert.
Mir kommen in diesen Zeiten gerade Menschen in den Sinn, die keine Möglichkeit mehr haben, sich angemessen von lieben Angehörigen oder Freunden zu verabschieden. Die in Krankenhäusern oder Seniorenheimen isoliert sind und auf Ihr Ende warten, ohne dass sie von ihren Lieben begleitet oder getröstet werden können. Menschen, die nur noch die eine Möglichkeit haben, unter bitteren Tränen ein Telefonat zu führen, um ein letztes „Lebe wohl“ zu sagen.
Was solche Menschen mitmachen, lässt sich mit Worten kaum oder gar nicht ausdrücken. Es sind Horrorszenarien, die wir bisher nur aus Filmen kennen, die jetzt aber für manche unserer „Mitmenschen“ bittere Realität werden.
Wollen wir in diesen Tagen daher nicht nur darüber reden, sondern vor allem auch für all die Menschen beten, die sich momentan in solchen Ohnmachtssituationen befinden. Das ist wahrscheinlich im Moment das Sinnvollste, was wir für diese tun können.
Vergessen wir allerdings bei all der Dramatik um das Corona-Virus auch nicht die Männer, Frauen und Kinder, die im Krieg leben, von einer großen Hungersnot bedroht sind oder sonst wie in großer Not sind. Sei es in Syrien, im Jemen, in Libyen, Ostafrika oder anderswo auf unserer Welt. Auch sie brauchen unser Mitgefühl und unser aufrichtiges Gebet. Auch für sie ist vieles ein letztes Mal.
Gestaltungsvorschlag für den Tag
Erzbischof Ludwig Schick hat in einem Brief an die Pfarreien und die in der Pastoral Tätigen Anregungen gegeben, wie man trotz der Ausgangsbeschränkungen zu Hause die Kar- und Ostertage im Gebet mitfeiern kann. Gerne leite ich hier seinen Vorschlag für den Gründonnerstag weiter:
Für die Gestaltung zu Hause bietet sich an, beim abendlichen Tischgebet des Letzten Abendmahles zu gedenken. Für das private Gebet bzw. das Gebet im Kreis der Familie oder Hausgemeinschaft empfiehlt sich die Betrachtung der zweiten Lesung (1 Kor 11,23-26) und des Evangeliums (Joh 13,1-15) sowie der Abschiedsreden Jesu (Joh 14,1-17.26) oder der Ölbergstunde (Mt 26,36-56). Gebetstexte aus dem Gotteslob finden sich unter den Nummern: 675/6,7; 675/8,9; 676/1,2, Lieder unter den Nummern: 281, 282, 286, 746, 785, 874, 879.
Kinder und Familien
Für Kinder und Familien finden Sie hier Materialangebote, um die Tage der Kar- und Osterwoche in dieser besonderen Situation gestalten zu können: Für den heutigen Gründonnerstag stehen die Materialien zum Download bereit.