St. Martin:Eine kleine Flamme aus Bethlehem erleuchtet Bamberg
Das Szenario am Abend des dritten Adventssonntages auf dem Maxplatz: Dicht gedrängt schieben sich die Menschen über den Christkindlmarkt, die Glühweinstände sind umlagert. Und dann ertönt durch Bläser der Stadtkapelle Bamberg ein Weihnachtslied. Kinder und Jugendliche in Pfadfinderkluft, erwachsene Zuhörer stehen in mehreren Reihen davor. Alle blicken stumm auf brennende Kerzen in Laternen: Es ist das „Friedenslicht aus Bethlehem“, das Bamberger Pfadfinder und Pfadfinderinnen am Nachmittag aus der für Nordbayern zentralen Aussendungsfeier in der Nürnberger Lorenzkirche mitgebracht haben. „Es ist ein kleines, unscheinbares Symbol und wirkt nahezu naiv und hilflos bei den Kriegen in der Welt“, sagt eine Pfadfinderin ins Mikrofon. Doch mit der Weitergabe solle ermutigt werden, Frieden zu schaffen: „Für den Frieden müssen Menschen etwas tun!“ fordert das Mädchen, unterstützt von ihren vielen Kameraden, die ein Lied anstimmen: „Das Friedenslicht soll leuchten wie Gold, wenn ihr es wollt…“.
Golden leuchtet es in ganz Europa, Amerika und einigen Ländern Südamerikas: Das Friedenslichtnetz wird immer dichter geknüpft und bekommt in diesem Jahr durch die Gewaltausbrüche in Israel und im Gazastreifen eine besondere Bedeutung. „Auf der Suche nach Frieden“ ist laut Aktionsmotto 2023 dieses Licht, das Mitte November die zwölfjährige palästinensische Christin Pillar Jarayseh in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet hat. Von dort wurde die Flamme in Jordaniens Hauptstadt Amman gebracht und weiter mit dem Flugzeug nach Wien und in andere Orte.
Erste Empfänger des Friedenslichtes in Bamberg waren Zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, der designierte Erzbischof Herwig Gössl und Stephanie Eckstein, Gemeindereferentin in der Innenstadtpfarrei St. Martin. Stellvertretend sprach Glüsenkamp ein kurzes Grußwort, in dem er sich bei der Pfadfinderschaft dafür bedankte, „dass ihr ein Zeichen des Friedens auf dem Weihnachtsmarkt setzt“. Auch in Bamberg müssten Schritte getan werden, damit der Frieden in den Familien, Schulen, unter den Nachbarn, Arbeitskollegen, Religionsgemeinschaften gelinge. In einem Gebet, das Gemeindereferentin Eckstein vortrug, erwies die Weihnachtsbotschaft Strahlkraft: „Jesus hat gezeigt, wie Frieden geschaffen werden kann, den diese Welt nicht gibt…“.
Die drei Erstempfänger des Friedenslichtes trugen es in Laternen in ihre Wirkungsorte: Der Bürgermeister ins Rathaus, der künftige Erzbischof in den Dom, die Gemeindereferentin und Gefängnisseelsorgerin in die Kirche St. Martin und in den Bamberger Knast.
Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen verteilten das Licht aus Bethlehem in die Kirchen im Stadtgebiet, wo es als Zeichen weihnachtlicher Hoffnung und Zuversicht abgeholt werden kann. Viele Besucher der in Bamberg erstmals öffentlichen Aussendungsfeier nahmen brennende Kerzen gleich mit nach Hause. Mit einem letzten Blick auf die Flaggen von Israel und der Ukraine, die vor dem Rathaus aufgezogen sind.