Gekommen, um zu bleiben! 50 Jahre Weltläden in Deutschland
2023 feiern die Weltläden in Deutschland ihr rundes Jubiläum.
Dieser „Weltladen“ war eine Idee aus den Niederlanden: Sie hat nach und nach an über tausend Orten in Deutschland motiviert, ebenso solche Läden zur praktischen Umsetzung ökonomischer Utopien einzurichten. Oft waren das Projekte von lateinamerikanisch inspirierten Basisgemeinden – wie beim Lorenzer Laden in Nürnberg – und kleine Verkaufsstellen, die in Treffpunkten christlicher Solidaritäts- und Friedensgruppen oder der kirchlichen Jugend eingerichtet wurden. Und so entstand auch in Bamberg aus Aktiven in der kirchlichen Jugendarbeit in Kooperation mit Studierenden der Theologie an der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) ein Arbeitskreis, der im Vorderen Graben einen „Dritte Welt Laden“ gegründet hat.
Für eine solidarisch gestaltete Osterbotschaft
Den Akteuren in den Weltläden geht es faktisch um die Umsetzung eines Horizonts, den Psalm 72 skizziert: Dass Gerechtigkeit aufblüht in unseren Tagen (Ps 72,7). Und das nicht nur symbolisch, denn es ist der Versuch, Handlungsmacht aufzubauen: um den Regenwald zu retten, Hunger abzuwenden, Schulen oder Krankenstationen aufzubauen und einen Mehrpreis zu erzielen; damit sich eine Familie einen Garten zur Selbstversorgung oder eine Milchkuh kaufen kann; damit deren Wertschöpfung vor Ort bleibt und Menschen von ihrer Arbeit leben können.
Dass dies den Weltläden und dem Fairen Handel – zwar langsam, aber angesichts der alternativ-improvisierten Anfänge immer besser – gelingt, ist maßgeblich den in der Kirche Engagierten zu verdanken. Dafür gebührt allen Engagierten ein aufrichtiger und herzlicher Dank für die phänomenale und beherzte Unterstützung in diesen fünfzig Jahren!
Doch trotz der kleinen Erfolgsgeschichte des Fairen Handels ist diese Welt insgesamt noch Lichtjahre von einem gerecht gestalteten Agrar- oder Textilhandel entfernt. Und die Herausforderung, den eigenen Lebensstil so zu gestalten, dass sich die Wertschöpfung verändert, dass Lieferketten für unseren Konsum regional, ökologisch angemessen oder nachhaltig sind, ist nach wie vor immens. Allein bei Kaffee werden in Deutschland noch mehr als 90 Prozent aller Bohnen ohne erkennbare soziale Verantwortung verkauft.
Unabhängig davon ist der Faire Handel aber gekommen, um zu bleiben: egal wie, ob Nische oder Mainstream. Denn die Achtung von Arbeitnehmer-, Frauen- und Kinderrechten in globalen Lieferketten steht an sich ja grundsätzlich außer Frage. Es gilt daher, weiter Zeichen zu setzen, um auf diesem Weg Stück für Stück voran zu kommen – zum Beispiel durch ein faires Osterfrühstück in diesem Jahr: im eigenen Haushalt oder in der Gemeinde als bewusst solidarisch gestaltete Osterbotschaft an diesem Morgen. Als Fest des Lebens. Das nimmt in dem, was wir konsumieren, symbolisch schon vorweg, was wir erhoffen. Damit diese gegenwärtig schon vielfach zu einer Ruine gewordene Welt nicht nur Zukunft, sondern bereits im Hier und Heute eine bessere Gegenwart erhält.