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Seelsorgebereich Bamberger Westen:Große Lichtblicke zur Weihnacht

Das Christkind in der Krippe verkündet Gottes Botschaft von seiner Menschwerdung, Liebe und Barmherzigkeit.
Datum:
Veröffentlicht: 31.12.24
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Der Besuch eines Gottesdienstes an Weihnachten gehört für die meisten Bamberger zum Fest wie Kartoffelsalat mit Würstchen am Heiligen Abend, Plätzchen und Geschenke. Selbst wer das ganze Jahr hindurch um jede Kirche einen großen Bogen macht, wird an den Festtagen magisch angezogen. Gefühlsduselei oder echtes Bedürfnis, mit anderen Menschen das weihnachtliche Geheimnis zu feiern? Egal: In diesem Jahr waren die sorgfältig vorbereiteten und kirchenmusikalisch herausragend gestalteten Gottesdienste, Krippenfeiern für Familien mit Kindern, Metten in den katholischen wie evangelischen Kirchen besonders gut besucht. Weil „an Weihnachten unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Frieden, Geborgenheit und Gemeinschaft geweckt wird“, vermutete Pfarrer Walter Neunhoeffer in seiner Predigt zur Christmette in der St. Stephans-Kirche. Gleichwohl sei unsere Welt alles andere als heil – damals, als Gott als uneheliches Kind in einem Stall geboren worden sei, wie heute, wo Menschen wie auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt Unheil erfahren mussten. Oder wo das palästinensische Kind aus Bethlehem schon das zweite Weihnachtsfest in Armut verbringe, weil die sonst Geld bringenden Pilger wegen des Krieges ausbleiben.

Überhaupt könne Weihnachten zur schwierigsten Zeit des Jahres werden, sagte Pfarrer Neunhoeffer und erinnerte an Einsame, die sich noch einsamer fühlten. An Verlassene, an Trauernde, die den Verlust noch stärker spüren. Für diese Menschen und für alle, „die vielleicht lächeln, obwohl ihr Herz weint“, schnitt der Pfarrer aus dem Christbaum in der Stephanskirche einen sichtbaren Zweig wie einst die Familie von Dietrich Bonhoeffer. Sie habe einen solchen herausgeschnittenen Zweig zu Weihnachten auf das Grab des älteren Bruders Walter gelegt, der 18-jährig im Ersten Weltkrieg gestorben war. Der Zweig auf dem Grab habe symbolisiert, dass die Familie „von dem Glauben getragen war, dass sie in Gott verbunden sind und bleiben“. Walter Neunhoeffer legte den Zweig vor das Kreuz, „weil ich glaube, dass Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, uns nahe bleibt in Einsamkeit, Krankheit, Trauer, Schuld“: „die beste Botschaft dieser Welt!“

Der katholische Dekan Roland Huth zitierte in der Christmette von St. Elisabeth das durchaus provozierende Gedicht „Maria“, das der Atheist Bertolt Brecht Weihnachten 1922 verfasst hatte. Damals sei dieser Text unerhört gewesen und habe Brecht eine Anzeige wegen „Gotteslästerung“ eingebracht, so Huth: Statt frommer Andacht „Würgen der Nachgeburt“ und „bittere Scham“, statt Engelsgesang „Wind, der sehr kalt war“, statt Stern von Bethlehem ein „Loch im Dach, das den Frost einließ“. Prediger Huth ermutigte die Mettenbesucher, sich „einander im Stall des Lebens zu treffen“, damit „etwas lichter wird in so manchen Finsternissen“. Durch seine Menschwerdung habe Gott selbst das Licht in die Finsternis hinein angezündet.

Auch Erzbischof Herwig Gössl zeichnete in der Christmette im vollbesetzten Dom zunächst alles andere als idyllische Bilder von Weihnachten. Er sprach von „tiefer Dunkelheit, die sich oft über die als finster und kalt empfundene Welt legt“. Der Erzbischof verwies auf den furchtbaren Anschlag von Magdeburg und den „finsteren Schlund“, der sich auftue, wenn diese Situation sofort zu parteipolitischer Manipulation missbraucht werde. Gössl nannte die Opfer von Krieg, Vertreibung, Armut, Obdachlosigkeit, von sexualisierter Gewalt: „So viel Dunkelheit breitet sich über die Erde aus, als ob sie das Licht geradezu verschlucke. Aber so ist es nicht“, versicherte der Erzbischof. Es gebe so viele Lichtmomente, so viele Menschen, die sich für andere und die Gesellschaft selbstlos einsetzten: „Wir müssen diese Lichtmomente wahrnehmen und uns darauf aufmerksam machen, damit nicht der Hass geschürt wird, sondern das Feuer der Liebe und der Barmherzigkeit.“ Das könnten Impulse der Hoffnung sein, die gute Zukunft möglich machen, fügte Gössl hinzu. Und: „An Weihnachten feiern wir den großen Lichtblick, den Gott durch sein Kommen in diese Welt gebracht hat. So kommt Hoffnung in unsere Zeit.“

In seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag führte der Erzbischof diese Gedanken weiter aus. Weihnachten sei nicht bloß ein Appell für mehr Menschlichkeit, Frieden und Versöhnung, sondern besage vielmehr, dass Gott selbst die Initiative ergriffen und durch die Menschwerdung seines Sohnes eine neuen Anfang gesetzt habe. „Gott ist nicht Zuschauer geblieben, der das oft wunderliche Verhalten der Menschen von oben herab betrachtet“, sagte Gössl. Die Weihnachtsbotschaft verändere tatsächlich die Welt. Wer diese Botschaft ganz an sich herankommen lasse, wisse, „dass diese ganze, manchmal verrückte Welt und Menschheit gehalten und getragen ist“. Von dieser Gewissheit erfüllt, „können wir uns einsetzen für Gerechtigkeit, Versöhnung, Frieden unter den Menschen, für den Schutz des Lebens und der Schöpfung und dafür, dass die egoistische Gier nach immer mehr überwunden wird, und am besten fängt man damit immer bei sich selbst an“, mahnte Erzbischof Gössl. Gott habe allen Menschen die Würde von Gotteskindern verliehen, weil er sie liebe und ihnen immer wieder Großes zutraue. „Gott rechnet bei uns Menschen mit dem Wunder. Tun wir es auch!“