Hochzeit zu Kana fällt aus
Die Pandemie hat ein weiteres Opfer gefordert: Die Krippendarstellung von der Hochzeit zu Kana in der Oberen Pfarre.
Ganz fern und fast schon fremd klingt in unserer Situation diese Erzählung, in der ein großes Fest gefeiert wird und viele Menschen aus unterschiedlichen Haushalten eng beisammen sitzen, essen, trinken, sicher auch lachen, singen und tanzen, miteinander anstoßen und das Brautpaar hoch leben lassen. Fast ein bisschen neidisch schaue ich auf die Hochzeitsgesellschaft zu Kana und spüre schmerzlich, was bei uns im Moment alles nicht möglich ist und fehlt: Nicht nur schöne Feste und Feiern, sondern auch eine, zum Konzert, oder Festgottesdienst vollbesetzte Kirche, ganz ohne Anmeldung und Abstandsgebote und so vieles Andere. Ich hoffe aber ganz fest, dass diese schlimme Zeit, die noch immer die ganze Welt bestimmt, vielleicht schon zu Beginn des Sommers zu Ende geht und durch die Impfkampagne die Pandemie überwunden wird. Und darum möchte ich, gleichsam mit einem Blick über unsere gegenwärtige Situation hinaus, hoffnungsvoll nach vorne schauen und dabei diese Geschichte von der Hochzeit zu Kana, die nur der Evangelist Johannes erzählt, als so etwas wie eine Zukunftsmusik hören.
Gott zeigt sich bei der Hochzeit zu Kana als Liebhaber des Lebens, der will, dass dieses Leben nicht nur mit Wasser und Brot gefristet wird, der sich mit den Menschen freut, wenn sie aus der Fülle seiner Gaben schöpfen können, ein Fest feiern, essen, trinken, tanzen und lachen. Entbehrungen, schlimme Zeiten, so wie wir sie jetzt hinnehmen müssen, sind, so glaube ich, nicht nach dem Willen dessen, der das Leben in all seiner Vielfalt und Schönheit und Fülle geschaffen hat. Bei einem Fest soll diese Fülle des Lebens auch schmeckbar sein. Auch dafür steht das erste Zeichen Jesu, bei dem aus Wasser köstlicher Wein wird.
Der Verstand kann dieses Wunder freilich nicht klären und nicht fassen. Der Glaube aber traut es diesem Jesus zu, genauso, wie er Gott all die großen und kleinen Wunder der Schöpfung zutraut.
Ich trau es Jesus zu, dass er diese Hochzeitsfeier wundervoll gerettet hat. Und ich traue ihm zu, dass er genau dann da ist und bleibt, wenn wir nach Hilfe und Beistand rufen und Leben himmelweit weg ist von Fest und fröhlicher Feier. Ich traue ihm zu, dass er Angst in Hoffnung, Trauer in neue Lebensfreude und Bitterkeit in Zuversicht verwandeln kann. Ich traue ihm zu, dass mit und durch ihn unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen am Ende nicht einfach im Tod verloren gehen wird, sondern teilhaben wird an seiner Auferstehung. Und dann wird er selbst zum Gastgeber, lädt uns ein zu seinem Fest des Lebens und der Liebe und des Friedens. Ich traue das Jesus zu, weil ich immer wieder, in seinem Wort und Sakrament, im Miteinander seiner Gemeinde etwas von diesem Wunder schmecken und erfahren kann.
Ich glaube, wir könnten einander ganz verschiedene Geschichten erzählen, wo und wie mit dem Glauben und durch Christus Lebensmut und Freude erfahrbar werden kann, selbst in Zeiten wie diesen. Und wenn ich, vielleicht ja schon heute Abend, eine Flasche Wein aufmache und, natürlich im Moment nicht in großer Runde, sondern nur mit meiner Frau ein Glas Wein trinken werde, dann will ich mich auch von Herzen freuen über all die wunderbaren Gaben Gottes, des Schöpfers. Und: Ich will Gott danken für den, der gekommen ist, um mit Wort und Tat, mit Leib und Leben Zeichen dafür zu setzen, dass uns Gottes Liebe wirklich bedingungslos gilt.
Wann immer uns diese Liebe berührt, wird das Leben schon jetzt zu einem Fest, selbst in diesen Zeiten und wir beginnen zu ahnen, was noch kommen wird: Gottes großes Fest der Liebe, die niemals enden wird.