In der Zwischenzeit
Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben:
Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philíppus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelót, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.
(Apg 1,12-14)
So lautet die Lesung im letzten Sonntagsgottesdienst (7. Sonntag in der Osterzeit), zwischen dem Hochfest Christi Himmelfahrt und Pfingsten.
Wenn man so will:
Wir alle befinden uns aktuell in einer besonderen Zwischenzeit. Die einschneidende und erschütternde erste Phase der Corona-Virus-Pandemie liegt hinter uns. Im März wurde innerhalb weniger Tage unser Leben heruntergefahren. Angst machte sich breit, was dieses Virus uns alles bringen wird.
Nun baut sich eine neue Normalität auf. Bei vielen schwingt jedoch die Sorge mit, dass das Infektionsgeschehen wieder zunehmen wird. In Sicherheit sollten wir uns keinesfalls wähnen. Was kommt noch? Wie mit dieser Lage umgehen?
Es ist ungewiss, wohin unsere Reise führt.
Drei Impulse, ausgehend von der Apostelgeschichte-Begebenheit können womöglich hilfreich sein, um durch unsere aktuelle „Zwischenzeit“ zu kommen:
Die Jüngerinnen und die Jünger bleiben nach dem Himmelfahrtserlebnis zusammen, trotz aller Unwägbarkeiten. Was kommt, wissen sie nicht.
Um mit aller Unsicherheit umzugehen, hilft es, sich gegenseitig zu stützen, so wie es viele von uns in den zurückliegenden Wochen praktiziert haben. Man telefonierte, schrieb E-Mails und kommunizierte über diverse Videoplattformen. Die Zeit wurde genutzt, um alte Kontakte zu reaktivieren oder das Miteinander neu zu justieren.
Das Zusammenstehen in der Krise war und ist ein Segen. Diese positiven Erfahrungen gilt es, weiter zu pflegen, auch wenn der Alltag nun wieder bunter und vielfältiger wird.
Bewahren wir uns das jüngst Gewonnene!
Die Jüngerinnen und die Jünger bleiben zusammen und sie schauen, was kommt. Vermutlich dürften auch sie genervt gewesen sein, weil eben nicht klar war, wie es weitergeht. Sie hatten dennoch die innere Kraft, geduldig zu sein und zu warten.
In manch öffentlichen Diskussionen wird viel und permanent davon geredet, was alles und möglichst sofort anders sein müsste. Atemlos und schrill werden manche Forderungen hervorgebracht. Unruhe macht sich breit.
Geduldige Besonnenheit lautet das Gegenmodell, das sich von der Apostelgeschichte-Lesung her ableitet. Wir könnten uns gesellschaftlich abheben und uns so mit all denen solidarisch zeigen, die eher still und zurückgezogen ihr Dasein leben.
Und letztlich verharren die Jüngerinnen und die Jünger im einmütigen Gebet.
Beten ist keine Leistung; vielmehr geht es um die Pflege der Beziehung zwischen unserem Gott und uns; individuell und miteinander. Vor Gott gilt es vorzubringen, was ist, alle Sorgen und Hoffnungen. Zugleich könnte dabei die Frage aufbrechen, was die Corona-Virus-Pandemie aufdeckt. Dieses epochale Ereignis ist so einschneidend, dass es hinterfragt werden muss. Was hat dieses Zeichen unserer Zeit zu bedeuten? Wie soll eine neue Normalität ausschauen? Wohin mag Gott uns führen?
Existentielles Beten, in dem wir einmütig verharren, könnte uns die Augen öffnen und zum Nachdenken führen.
Auf die Zwischenzeit wird Pfingsten folgen.
Gottes Geist bewegt und belebt – und es bricht etwas ganz und gar Neues an.
Hoffentlich.