Krippe mit Katzenjammer über Unfall

Die Krippentradition der Oberen Pfarre erstreckt sich über Jahrhunderte. Dennoch ist die Szenerie alles andere als verstaubt und zeigt auch 2022 aktuelle Bezüge.

Nach diesem kuriosen Unfall ziert nunmehr eine Baustelle den Parkplatz, an der sichtbar niemand arbeitet. Ganz anders dagegen schaut es in dem Gotteshaus aus: Fleißige Männer bauen eben drinnen die Mauer wieder auf. Mit Steinen aus Styropor, die ein Esel mit Zuggeschirr herangeschleppt hat und per Schwengarm in die Höhe gehievt wurden.
Die Idee, den sündigen Mauerfall in der Krippe 2022 aufzugreifen, sei bei einem „Helferessen in meinem Keller“ aufgekommen, lächelt Otmar Deuber spitzbübisch. Er ist seit 15 Jahren der Chef der acht Krippenbauer, die selbst in den heftigsten Corona-Jahren für Freude bei Groß und Klein gesorgt haben. „Die Krippe unserer Oberen Pfarre ist legendär“, sagt der pensionierte Lehrer Deuber, der schon seit 55 Jahren beim Krippenaufbau hilft und das Krippenpersonal – immerhin 178 Figuren aus drei Jahrhunderten – so gut wie seine besten Freunde kennt.
Legendär an dieser historischen Krippe sind die zauberhaften Varianten, mit denen jedes Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit für Aufmerksamkeit gesorgt wird. „Es gibt keine festen Pläne, wie die Figuren stehen“, weist Otmar Deuber darauf hin, dass sein Aufbauteam je nach Fantasie Maria und Josef, die Hirten, Ochs und Esel, die Heiligen Drei Könige und allerlei typisch fränkische Originale anordnen. Heimlicher Liebling der jüngsten Betrachter ist dabei wohl weniger das Jesuskind, das kurz vor den Feiertagen in die Krippe gelegt wird, als vielmehr die Katze aus Pappmaché, die sich irgendwo in den wechselnden Szenen versteckt. Heuer natürlich auch mit dem zugehörigen Jammer über den Mauerfall, versteht sich.
Krippengeschichte schreibt das Exemplar der Oberen Pfarre auch durch die Motive mit Bezug zu aktuellen Ereignissen. Beispielsweise tauchten in der Corona-Pandemie Figuren mit Mini-Masken auf. Oder eine gestellte Demo der Fridays for future-Bewegung sorgte für aufgeregte Reaktionen. Ein anderes Mal ging es in aller künstlerischen Freiheit um das Thema Asyl oder versenkbare Poller und Geschwindigkeitsmessungen. Heuer ist es eben der Mauerfall.
Auch Otmar Deubers Ehefrau Roswitha ist vom Krippenvirus infiziert und vervollständigt das Krippenteam: „Ich reiche die Figuren an“, erklärt sie eine Aufgabe. Unverzichtbar sind inzwischen ebenso die zehn jungen Männer aus dem Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg, die beim Aufbau des schweren Grundgerüstes und der Gebäude helfen. Für den reibungslosen Ablauf gibt es sogar eine schriftliche Handreichung, die Restauratorin Cornelia Kohler im Auftrag der Kirchenstiftung Unsere Liebe Frau (Obere Pfarre) erstellt hat. Es seien Praxistipps, mit denen „auch Ungeübte die untere Ebene und die Gebäude aufbauen können“, erzählt sie.
Derzeit kann die Szene „Herbergssuche“ bewundert werden. Ab Freitag, 23. Dezember, beginnt die „Heilige Nacht“, am Donnerstag, 5. Januar, die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“, ab Samstag, 21. Januar „Flucht nach Ägypten“, ab Samstag, 4. Februar, die „Hochzeit zu Kana“ und ab Samstag, 18. Februar „Die klugen und die törichten Jungfrauen“.