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Obere Pfarre:Kuchen, Lebkuchen und Wurst für die Hochzeitsgesellschaft

Roswitha Deuber (l.) und Terezie Kosmáková mit den kleinen Kuchen und Lebkuchen für die Hochzeitsdarstellung.
Datum:
Veröffentlicht: 13.2.24
Von:
Christiane Dillig

Eigentlich möchte man gleich zugreifen, wenn einem Roswitha Deuber und Terezie Kosmáková die kleinen Kuchen und Lebkuchen präsentieren. Doch diese sind für einen höheren Zweck als den schnellen Genuss gedacht. Auf kleinen Tabletts angerichtet, vervollständigen sie das üppige Kuchenbuffet in der Krippendarstellung von der Hochzeit von Kana. Und am Rand bieten noch zwei Bäckerinnen ihre Backwaren im Kleinformat an. Über allen Figuren liegt zugleich der Duft frischer Wurstwaren, die, natürlich auch im Kleinstformat, die Szene ausschmücken. Das achtköpfige Aufbauteam der Oberen Pfarre hat nun die letzten Szenen aufgebaut. Am 18. Februar wird der letzte Besichtigungstag sein.

Für manchen Besucher sei die Krippensaison bereits mit dem Dreikönigstag vorbei, bedauert Roswitha Deuber. Seit jeher gibt es in der Oberen Pfarrkirche jedoch sieben verschiedene Szenen zu bestaunen, die zum Teil sogar komplett ausgetauscht werden und jedes Jahr zumindest in einer der Szenen mit aktuellen Bezügen punkten. In dieser Saison hatte man den Bamberger Reiter ins Visier genommen, dem im vergangenen Jahr Klima-Aktivisten die Augen verbunden hatten. Dies habe zwar zunächst nichts mit der biblischen Botschaft vom Weihnachtsgeschehen zu tun. Die aktuellen Szenen erzählten aber davon, wie die alte Weihnachtsbotschaft stets neu zu deuten sei, dass sich nämlich Gott im kleinen Kind in der Krippe in unser Leben hineinmischt, dabei sein wolle, wenn die Menschen etwas beschäftige, so die Meinung des Teams um Ottmar Deuber.

Zwischen Anfang Dezember und Mitte Februar sind in der Kirche am Kaulberg Verkündigung und Herbergssuche, die Heilige Nacht und die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten, die Hochzeit zu Kana und die klugen und die törichten Jungfrauen aufgebaut. Die Darsteller, Figuren in orientalischer und fränkischer Tracht, Jung und Alt und die Tiere stehen auf Metallplatten und haben so einen stabilen Boden unter den Füßen. Was von dem großen Bestand verwendet wird, bleibt jedes Jahr neu dem Ideenreichtum des Teams überlassen. Und so sieht man im Grunde auch nie eine exakte Kopie des Vorjahres.

Ein optisches Highlight bildet jedoch immer die Hochzeitsszene. Dafür kreiert die Bamberger Bäckerei Seel jedes Jahr eine eigene kleine Torte. Auch die restlichen Backwaren im Kleinstformat stammen von dem Chef der Bäckerinnung. Die Wurstwaren steuert die Metzgerei Kalb bei.

Im vergangenen Jahr hatte erstmals die Bamberger Organistin Terezie Kosmáková kleine Lebkuchen für die Krippe verziert und gebacken. In einer Kirche ihrer Heimatstadt  Prag war sie auf kunstvolle Lebkuchen-Darstellungen gestoßen. Das Gebäck wird oft auch bei Hochzeiten verwendet. Kosmáková hat das Originalrezept erhalten, hat auch spezielle Backformen mit nach Bamberg gebracht und in Handarbeit eine Fülle an kleinen Teilen, häufig in Herz- oder Taubenform, verziert. Dafür hat sie traditionelle und von ihr selbst entwickelte Muster in Zuckerguss geformt. Obwohl dies viel Arbeit mache, sei es doch eine große Freude, etwas zur Ausgestaltung der Krippe in der Oberen Pfarre beizutragen.

Die kleinen Wunderwerke sind noch bis zum 18. Februar zu bestaunen. Danach werden die Figuren wieder ins Krippenzimmer gebracht, wo sie bis zum kommenden Jahr Ruhe vor den Augen der vielen Besucher haben. Das Aus- und Fortbildungszentrum  der Bundespolizei  wird wieder am Abbau des schweren Grundgerüsts, auf dem die Krippe errichtet ist, beteiligt sein. Da das Pfarrhaus noch umgebaut wird, ist alles bis zum Wiederaufbau im Dezember in St. Urban zwischengelagert. Das engagierte Krippenbauteam darf sich nun über eine längere Zeit ohne den rückenstrapazierenden Aufbau von Figuren freuen.

Die Krippentradition in der Oberen Pfarre kann aufgrund von Rechnungen für Krippenzubehör bis in das Jahr 1783 zurückverfolgt werden. Nach einem „Krippenverbot“ in der Zeit der Säkularisation wurde der Bestand der Oberen Pfarre durch Requisiten aus der abgerissenen Franziskanerkirche ergänzt. Die ältesten Figuren der Krippe sind aus Holz gearbeitet und stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es gab Neuanschaffungen, Ausbesserungen und Veränderungen. Die Figuren und Aufbauten der heutigen Krippe stammen von verschiedenen Künstlern und aus verschiedenen Zeitepochen. Das Team kann aus einem Fundus von 178 Figuren auswählen. Der Großteil konnte im Lauf der letzten Jahre restauriert werden.