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Maria und Marta

Bremse
Datum:
Veröffentlicht: 29.7.20
Von:
Christian Schneider, Pastoralreferent
Heute, am 29. Juli, feiern wir in die Kirche den Namenstag der Heiligen Marta von Betanien. Bekannt ist sie uns u.a. aus dem Lukasevangelium (Lk 10,38-42), wo sie zusammen mit ihrer Schwester Maria Jesus in ihr Haus aufnimmt und sich beide als gute Gastgeberinnen erweisen. Am Ende trifft Jesus für die Leser doch etwas überraschend folgende Feststellung: „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“

Heute, am 29. Juli, feiern wir in die Kirche den Namenstag der Heiligen Marta von Betanien. Bekannt ist sie uns u.a. aus dem Lukasevangelium (Lk 10,38-42), wo sie zusammen mit ihrer Schwester Maria Jesus in ihr Haus aufnimmt und sich beide als gute Gastgeberinnen erweisen. Am Ende trifft Jesus für die Leser doch etwas überraschend folgende Feststellung: „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“

Was hat sich zugetragen? Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Er kommt in das Dorf Betanien, ist zu Gast im Haus von Marta und Maria und gerät recht schnell in einen Konflikt der beiden Frauen.
Marta beschwert sich bei Jesus über ihre Schwester Maria, dass sie nicht bei den Vorbereitungen hilft. Sie säße nur tatenlos zu dessen Füßen und lausche seinen Worten.
Eigentlich erwartet sie, dass Jesus ihr Recht gibt und Maria zum Helfen animiert. Doch stattdessen muss es sie ziemlich getroffen haben, als er zu ihr sagte:
„Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“

Für den heutigen Leser mögen sich diese Worte doch recht seltsam anhören. „Wird denn jetzt auch noch Faulheit belohnt? Ist aufmerksame Gastfreundschaft in den Augen Jesu nichts wert?“
Ich denke, es wäre falsch, bei der Auslegung des heutigen Evangeliums beide Haltungen gegeneinander auszuspielen. Klar trifft Jesus die eindeutige Aussage, dass Maria „das Bessere gewählt hat“, aber tut sie wirklich nichts, wie man beim ersten Lesen meinen könnte?
Keineswegs, sie tut nämlich etwas für sich! Sie nimmt sich eine Auszeit, um die Anwesenheit Jesu auszukosten und seinen Worten aufmerksam zu lauschen. Jesus findet diese Haltung scheinbar gut, sodass er, zugegebenermaßen etwas provokant, dieses Verhalten dem geschäftigen Treiben der Marta vorzieht.

Was heißt das aber für uns heute? Sollen wir unsere Arbeitsstellen kündigen, die Hausarbeit ruhen lassen und uns nur noch Zeiten der Ruhe und Erholung gönnen?
Auch, wenn sich diese Vorstellung verlockend anhört, kann der Evangelist Lukas dies mit seinem Evangelium wohl nicht zum Ausdruck bringen wollen.
Vielmehr höre ich den Appell an uns heraus, sich wieder mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Bewusster noch nach Auszeiten Ausschau zu halten, in denen ich mir etwas Gutes tun kann, in denen ich meinen Alltag heilsam für mich durchbrechen kann.

Wie wichtig das ist, wurde mir erst vor kurzem wieder sehr deutlich. Es ist bewiesen, dass die meisten Krankmeldungen von Arbeitnehmern auf Grund einer psychischen Überbelastung eingereicht werden. Stress gilt schon lange als Volkskrankheit Nummer eins und das so genannte „Burn-out Syndrom“ befällt immer mehr Menschen in allen Berufsgruppen.
Es ist daher höchste Zeit, in unserer viel zu schnelllebigen und für den menschlichen Geist ungesunden und überdrehten Zeit auch ab und zu „auf die Bremse zu drücken“. Wie gut das tun kann, konnten einige auch in der jetzigen Corona-Krise spüren.
Es wäre hilfreich, wenn ein jeder von uns seine eigene Strategie entwickelt, wie sie oder er immer wieder Kraft im Alltag tanken kann. Es gibt so vieles, das man tun kann, um sich etwas Gutes zu tun. Man muss sich, wie vielleicht Maria in unserem Evangelium, sich diese Zeit auch einmal für sich rausnehmen trauen. Auch oder gerade wenn andere das für unangebracht halten.

„Maria hat das Bessere gewählt“. So haben wir es vorhin von Jesus gehört.
Mit Sicherheit hat sie das Bessere für sich gewählt und Jesus heißt das gut. Wir dürfen dies auch als Aufforderung an uns selbst verstehen, immer wieder auch gut für uns zu sorgen – gerade auch jetzt, wo viele in die Ferien starten. Trauen wir uns, in unserem Alltag auch Marias sein zu dürfen.
Denn letztlich profitieren von einem gesundem Körper und einem ausgeglichen Geist nicht nur wir, sondern auch unser persönliches Umfeld. Es heißt ja nicht umsonst:
„Nur, wenn ich gut für mich bin, kann ich auch gut für andere sein.“

Ich wünsche Dir Zeit (Elli Michler)

Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu freuen und zu lachen
und wenn Du sie nützt, kannst Du etwas draus machen.

Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken,
nicht nur für Dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche Dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufrieden-sein-können.

Ich wünsche Dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge Dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrauen
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schauen.

Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche Dir Zeit, zu Dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir Zeit: Zeit haben zum Leben.