Mein liebster Samstag
Kürzlich noch Jubel unter Palmzweigen,
gestern dann Hohn und Spott,
heute eines Besseren belehrt:
Begraben! Vergiss es! Bleibt zu Hause!
Ernüchterung unten angekommen auf dem Boden der Tatsachen.
Nichts geht mehr.
Eure Hoffnung legt ab am Grab,
Stein davor und Schlusspunkt gesetzt.
Bis hierher.
Der Karsamstag weiß Bescheid!
Früher habe ich ihm gerne widersprochen,
mit Ostereinkauf, Nester basteln und so Sachen,
vor lauter österlicher Betriebsamkeit blind und taub
für das Wundersame dieses besonderen Tages:
Das kaum wahrnehmbare Innehalten
Der Moment nach dem Ausatmen, noch vor dem Luftholen
Das Haften einer Welle am Strand bevor sie zurückflutet
Der Umkehrpunkt des Bogens zwischen Auf- und Abstrich im Violinspiel
Der Karsamstag ist Haltepunkt zwischen Gestern und Morgen,
zwischen dem Erlebnis des Scheiterns
und der Erfüllung der Sehnsucht.
Der kommende Tag wird es zeigen,
das Morgen, das immer erst noch Zukünftige.
Doch Alltag ist heute, Leben ist Karsamstag.
Kein Tag nimmt mich so ernst wie er.
Mal hoffnungsvoll wandern, mal hilflos stolpern
zwischen Todesgewissheit und Zeichen der Auferweckung
Tag für Tag.
So gesehen ist der Karsamstag
mein „christlichster“ Tag im Jahr.