Neu sehen...
Vor Jahren war ich mit Architekt Püls, Lichtenfels, der die Stegauracher Kirche gestaltete, unterwegs. Wir besichtigten viele Kirchen, um auch viele Anregungen zu erhalten. Tage nach Ostern waren wir in Köln, in der wunderschönen, romanischen Andreaskirche. Sie ist bekannt wegen den sehr mutigen, modernen Kunstausstellungen. Wir waren zu Tode erschrocken, denn nahezu der ganze Kirchenraum stand voll riesiger Teerfässer. Nach einigem Zögern schauten wir dann doch in die Fässer. Was sahen wir? In jedem Fass eine Menge Brillen. Brillen unterschiedlichster Art. Dann wurde uns der Titel der Ausstellung klar: Ostern - neu sehen! Wir schwiegen eine Zeit. Das war schon wuchtig. Und schnell kamen wir mit anderen Besuchern in eine sehr beglückende Diskussion.
Ostern:
...nicht Verzweiflung, sondern Leben
...nicht Dunkelheit, sondern Licht ... u.u.u.
Es hat uns richtig erschüttert.
Übrigens ist es ein altes christliches Ritual, sich an Ostern die Augen mit Osterwasser zu waschen. In der Normandie pflegen die Gläubigen noch heute den Brauch, am Ostermorgen an Brunnen zu gehen und sich die Augen zu reinigen.
Darf ich uns dazu als Impuls ein wunderschönes Gebet von Bischof Klaus Hemmerle zumuten:
Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben sehen,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Heilung.
Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Menschen bis zu Gott,
im Ich bis zum DU
zu sehen vermögen.
Und dazu wünsche ich uns
alle österliche Kraft und Frieden,
Licht, Hoffnung und Glauben,
dass das Leben stärker ist als der Tod.