Zum Inhalt springen

Neue Osterlieder braucht das Land

Schreibfeder
Datum:
Veröffentlicht: 12.4.20
Von:
Matthias Bambynek, Pfarrer
Das im Zusammenhang mit Ostern derzeit am häufigsten verwendete Wort scheint mir „anders“ zu sein. Immer wieder taucht dieses „anders“ auf: Alles ist heuer an Ostern anders. – Die Stimmung ist so ganz und gar anders. – Wir werden die Osterfeiertage ganz anders verleben als sonst…

Das im Zusammenhang mit Ostern derzeit am häufigsten verwendete Wort scheint mir „anders“ zu sein. Immer wieder taucht dieses „anders“ auf: Alles ist heuer an Ostern anders. – Die Stimmung ist so ganz und gar anders. – Wir werden die Osterfeiertage ganz anders verleben als sonst…

Anders.
Nüchtern betrachtet bezeichnet dieses kleine Wörtchen genau das, was Ostern ausmacht. Entgegen der üblichen Logik von Niedergang und Tod stellt Gott das Leben, sogar das ewige Leben. Das ist ganz und gar anders, als man es für gewöhnlich kennt. Selbst die Jüngerinnen und Jünger Jesu tun sich mit diesem „Anders“ sehr schwer. Von ihnen ist kein Halleluja-Gesang überliefert, weder am leeren Grab noch an den Orten, an denen der Auferstandene erscheint und sich ihnen zu erkennen gibt. Der österliche Lobgesang erklingt erst viel später…

Diese „andere“ Osterbotschaft ist seit zweitausend Jahren dieselbe – jedoch der Boden, auf den sie in diesem Jahr fällt, ist deutlich anders als sonst. Der äußere Rahmen zum Osterfeiern ist da für manche das kleinere Übel. Viele leiden mittlerweile schwer unter den Umgangsbeschränkungen, dass sich Angehörige seit Wochen in Kranken- und Pflegeeinrichtungen nicht begegnen können, dass die Arbeit in manchen Bereichen des öffentlichen Lebens derzeit überhand genommen hat oder, dass in einigen beklemmende Angst aufgekommen ist.
In der Summe ist das alles so deutlich anders, als es üblicher Weise ist.

Die Osterbotschaft steht. Uns trifft sie auf eine sehr neue Weise, weil unser Dasein derzeit so verändert ist. Folglich müsste sich das in unseren Liedern, Texten und Gebeten, die die altvertraute Osterbotschaft zum Thema machen, niederschlagen.
Neue Osterlieder braucht das Land…

Vielleich tut es Ihnen gut, sich während dieser Ostertage hinzusetzen und Ihr ehrliches Ostergebet, Ihr stimmiges Osterlied oder Ihren treffenden Ostertext zu verfassen – damit es so womöglich in Ihnen Ostern sein kann.
Wenn Sie wollen, schicken Sie mir, was Sie formuliert haben, und geben Sie mir so einen Einblick in das, was Sie umtreibt, wofür Sie dankbar sind und worum Sie an diesem Osterfest des Jahres 2020 bitten: matthias.bambynek@erzbistum-bamberg.de 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Ostersonntag.
Mögen Sie bei all dem, was heuer anders ist, der altvertrauten Osterbotschaft neu Glauben schenken können.
Frohe Ostern!

Gestaltungsvorschlag für den Tag

Öffnen Sie heute um 10:00 Uhr weit Ihre Fenster, denn viele der Kirchen Bambergs werden für zehn Minuten ihr volles Glockengeläut erklingen lassen und auf diese Weise die Osterbotschaft verbreiten.

Neben der Mitfeier eines Gottesdienstes im Radio, im Fernsehen oder via Livestream könnten Sie für sich oder in Ihrer Hausgemeinschaft das Osterevangelium lesen, darüber nachdenken und sprechen.
Für die Osternacht ist heuer vorgesehen:
Mt 28,1-10.

Als Gebetsimpulse nutzen Sie vielleicht die Angebote im Gotteslob unter den Nummern
675 4
676 7.8
und
641-644.

Oder Sie singen oder summen eines der altvertrauten Osterlieder, zu finden unter den Gotteslob-Nummern
318-338
und
790-800.

Das ist das Segensgebet, welches ich mit Blick auf die Osterkerze in der Oberen Pfarre beten werde:

Gott des Lebens,
hier und in den Kirchen unserer Gemeinden und bei vielen daheim steht und brennt eine Osterkerze.

Eigentlich lodert nachts ein Holzfeuer,
eigentlich wird daran die große Osterkerze entzündet,
eigentlich durchbricht deren Licht die Nacht,
die zum Ostermorgen hinführt.
In diesem Jahr ist vieles anders, als es sonst ist.
Es gibt weniger vom Halleluja-Jubel, vom Schmuck, vom Gesang, vom Beieinandersein und von heiteren Feiern.

Dennoch, diese Kerze brennt, und alle die anderen Kerzen brennen.
Das Osterkerzenlicht leuchtet beharrlich gegen all das an,
was uns derzeit ängstigt, zweifeln lässt oder gar in die Resignation treibt.
Es erhellt nicht nur Räume, sondern es vermag in uns Hoffnung und Freude zu entfachen, gerade jetzt – weil es deine Frohe Botschaft für uns Menschen verkündet.

Gott des Lebens,
an diesem Ostersonntagmorgen bitten wir dich:
Segne diese Kerze und all die Kerzen, die in unseren Kirchen und Wohnungen stehen.
Lass deren Osterlicht hineinbrechen in unser Leben, in unser Denken und Fühlen.
Hilf, damit es bei uns und in uns Ostern sein kann.
Dich, der du das Leben über allen Niedergang und den Tod siegen lässt, loben und preisen wir,
heute, an diesem Ostertag, und in Ewigkeit.
Amen.

Kinder und Familien

Für Kinder und Familien finden Sie hier Materialangebote, um die Tage der Kar- und Osterwoche in dieser besonderen Situation gestalten zu können: Für den heutigen Ostersonntag stehen die Materialien zum Download bereit.