Erzbistum Bamberg:Nur ein kleines Symbol der Hoffnung
Ergriffenheit spiegelte sich in den Gesichtern der vielen Menschen wider, die die Zeremonie am Christbaum auf dem Weihnachtsmarkt verfolgten. Denn die derzeitige Weltlage schreit nach Frieden: Terror gegen Israel mit dessen Reaktionen in Gaza und im Libanon, russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine, todbringende Konflikte im Sudan, Jemen, Millionen Menschen auf der Flucht vor den Waffen: Und da bringt eine kleine Flamme in dieses aussichtslosen und bedrückenden Momenten Hoffnung. Hoffnung, wie ein Licht bei der Suche nach Frieden helfen kann.
Diese Symbolkraft wohnt dem Friedenslicht aus Bethlehem inne, das große und kleine Pfadfinder und Pfadfinderinnen der verschiedenen Verbände am Abend des dritten Advents nach Bamberg brachten. Zum zweiten Mal verteilten sie das in Laternen gehütete Licht zuerst auf dem Maxplatz. Die Jahre zuvor war das Bischofshaus in der Oberen Karolinenstraße erste Station, bevor die Pfadfinder das Friedenslicht in die Kirchen der Stadt verteilten, wo es abgeholt werden konnte. Das heißt: Auch jetzt in der Vorweihnachtszeit brennt in den katholischen wie evangelischen Gotteshäusern eine Kerze, die am Friedenslicht entzündet wurde.
„Vielfalt leben, Zukunft gestalten“ lautet das diesjährige Motto der Friedenslichtaktion. Eine Aktion, die seit fast 40 Jahren auf Initiative des Österreichischen Rundfunks (ORF) stattfindet und seit 1994 auch von den Pfadfinderverbänden Deutschlands mitgetragen wird. Traditionell wird das Friedenslicht jedes Jahr durch ein anderes Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet. So ein Friedenslichtkind gibt es auch 2024 – wenn es auch wegen der gefährlichen Lage erstmals nicht nach Bethlehem reiste. Der neunjährige Matthias Secklehner aus dem österreichischen Gschwandt bei Gmunden hat das seit dem Vorjahr aufbewahrte Licht in Christkindl, der Partnerstadt Bethlehems im oberösterreichischen Steyr (Diözese Linz), an sich genommen und brachte es nach Wien zur ökumenischen Aussendungsfeier an internationale Pfadfinder-Delegationen.
Von dort gelangte es nach Deutschland, wo es am Sonntag an viele Orte weiter verteilt wurde, so auch in Nürnberg. Dort haben die Bamberger Pfadfinder das Friedenslicht am Nachmittag abgeholt. Als erwachsene Begleiter dabei waren unter anderen Friedolf Lappen, Kurat des Stammes St. Josef der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), und DPSG-Vertreter Johannes Löhlein.
„Auch in diesem Jahr wirkt die Friedenslichtaktion angesichts der Gewalt im Nahen Osten, des andauernden Krieges in der Ukraine und den vielen weiteren Krisenherden auf unserer Erde nahezu naiv und hilflos“, räumte Löhlein in seiner Begrüßung der Mitfeiernden ein. Aber als Pfadfinder und Pfadfinderinnen „haben wir uns schon immer auch als eine Friedensbewegung verstanden“, fügte er hinzu. Frieden könne durch Vielfalt entstehen: „Jeder Mensch bringt einzigartige Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die unsere Gesellschaft bereichern und stärken“, betonte Pfadfinder Löhlein und bat die Zuhörer darum, das Friedenslicht aus Bethlehem als Zeichen für Vielfalt und Toleranz an andere Menschen weiterzugeben: „Denn nur in einer offenen und vielfältigen Gesellschaft ist Frieden möglich.“
Erste Bamberger Empfänger des Lichtes waren Oberbürgermeister Andreas Starke und der katholische Dekan Roland Huth in Vertretung von Erzbischof Herwig Gössl. In seinem Grußwort sagte OB Starke, dass „Frieden keine Selbstverständlichkeit ist“. Das Licht aus Bethlehem erinnere daran, wie wichtig es sei, für den Frieden einzustehen. Er wünschte allen Stadtbewohnern nicht nur ein frohes Weihnachtsfest, sondern auch ein Jahr 2025, „in dem es uns gelingt, mehr Frieden auf der Welt zu schaffen“.
In modernen Arrangements spielte die Stadtkapelle bekannte Weihnachtslieder. Ehrengäste aus Bambergs neuer Partnerstadt Mukatschewo in der Ukraine, der Mädchenchor „Singende Herzen“, bereicherten die Aussendungsfeier mit Kostproben ihres Könnens.