So Gott will
Der Jakobusbrief 4,15 lehrt uns: „Inschallah, Deo volente.“ „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun“. So sollen wir sagen. So sollen wir denken.
„Inschallah“ sagt man in der arabischen Welt, „Deo volente“ im alten Latein. Früher hat man hierzulande die Briefe beendet mit den Buchstaben „s.c.j.“: sub conditione jacobea, oder mit „sGw“ - zu deutsch: „So Gott will“ - eben mit dem berühmten Vorbehalt des Jakobusbriefes: „So Gott will und wir leben!“
Lassen Sie mich zwei meiner persönlichen Lebenserfahrungen mit Ihnen teilen.
Es war eine großartige Zeit meines Lebens, die ich als Pfarrer von drei Pfarreien in Trinidad und Tobago, einer Insel zwischen Nordamerika und Venezuela, verbracht habe. Die Leute fügen, wenn sie sich bis zum nächsten Sonntag verabschieden, „wenn Gott will“ hinzu. Sie enden immer mit ihren zukünftigen Absichten mit „bitte Gott“ (so Gott will). Es wurde eine kulturelle Art, in ihrem Blut zu sagen. Morgen bitte Gott, nächstes Mal bitte Gott. Es liegt nicht in unserer Hand zu entscheiden, aber Gott muss meinen Absichten zustimmen. Eine schöne Kultur. So Gott will.
„Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ Es ist kein Bedingungssatz, sondern es ist eine unumstößlich österliche Aussage. Sie heißt: Wir sollen leben! Der Kyrios will (!), dass wir leben.
Gott will für uns kein halbes Glück - Er will das Maximum.
„Der Mensch denkt, Gott lenkt.“ Diese zur Redensart gewordene Weisheit stammt aus dem Buch der Sprüche Salomos im Alten Testament .
„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.“ (Spr 16,9)
Der Mensch denkt, Gott lenkt. Vor allem von älteren Gemeindegliedern habe ich das immer mal wieder gehört, wenn sie auf ihr Leben zurückblickten und von Irrungen, Wirrungen und unerwarteten Wendungen erzählten. Das Sprichwort ist mit einer bestimmten Art von Frömmigkeit verbunden, einer Form von Ergebenheit in Gottes Plan, der ganz und gar unabhängig von unseren menschlichen Gedanken und Bemühungen abläuft.
Da ich meinen Arbeitsplatz nach Gaustadt-Bamberg verlegt habe, konnte ich nicht viele freie Tage planen und nehmen und sicher keine Ferien oder Urlaub. Ende des Jahres habe ich die Erinnerung erhalten, dass ich meinen Urlaub noch nicht genommen habe. Ich habe mein Ticket geplant und gebucht, um im Mai für einen Monat zu mir nach Hause zu fliegen. Das Reisebüro hatte mir mitgeteilt, dass es zu früh ist, um das Ticket zu buchen. „Wenn Sie stornieren, verlieren Sie die Buchungsgebühr.“ Ich sagte ihm, dass ich es auf keinen Fall stornieren kann, es ist alles arrangiert: Ich habe alle Vertretungen und nichts in meinem Terminkalender. Also bin ich gut geplant und gehe. Aber Sie wissen, ich bin immer noch hier und habe in naher Zukunft keinen Urlaub mehr. Der Mensch denkt und plant viele Dinge, muss aber eine endgültige Erklärung einholen und von Gott unterschreiben, wenn es wirklich stattfinden muss.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir planen sollen und müssen. Das will Gott von uns. Wir sollen große Lichter sein und sie ja nicht unter den Scheffel stellen. Und wenn ein Plan nicht funktioniert, dann machen wir einen zweiten Plan und hoffen und versuchen, dass der dann näher dran ist an Gottes Plan.
Am Abend vor seiner Kreuzigung, im Garten Gethsemane, betete Jesus: „Herr, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen.“ Jesus ahnte, was ihm bevorstand – nämlich sein Tod. Und er wollte das nicht. Wenn es möglich ist: Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen! Es war nicht sein Plan, so sterben zu müssen. Aber Jesus sagte auch: „Doch nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille.“ Das beten wir in jedem Vater Unser: dein Wille geschehe.
Das ist die Botschaft, die Jakobus jedem in seiner Gemeinde sagt: Verlier bei deinen Plänen und in deinem Leben, nicht die Richtung aus dem Blick: Dein Leben soll auf Gott hin ausgerichtet sein. Er ist der Herr deines Lebens. Er leitet dich durch dein Leben und darüber hinaus. Er hat einen Plan.
„Denn ich , ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke - Spruch des Herrn - Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11)
Wir sind nicht alleine. Alleine schaffen wir es nicht. Wir brauchen einander. Wir brauchen Freunde und Freundinnen, Geschwister, denen wir vertrauen, und Gott, in dem wir unsere Pläne entdecken.
„Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und in Ewigkeit“ (Heb 13,8).
Ich möchte mit einer Erzählung von zwei jungen Menschen enden, die sich so geliebt haben, wie nur junge Menschen zu lieben wissen. Er war ihr Prinz, sie seine Prinzessin. Sie heirateten und nach den Flitterwochen zogen sie in die gemeinsame Wohnung. Nach einigen Tagen sah die junge Ehefrau durchs Fenster eine ältere Frau in der Nachbarschaft, die Wäsche zum Trocknen aufhing. Sie sagte zu ihrem Mann: „Schau, sie hängt ja vollkommen schmutzige Wäsche auf. Oje, diese älteren Leute können nicht einmal Wäsche waschen!“ Zur Verwunderung der jungen Ehefrau wiederholte sich das über Monate hinweg. Doch an einem Morgen war sie ganz verwundert - endlich hing auf der Wäscheleine sauber gewaschene Wäsche. Und sie rief ihrem Ehemann zu: „Schau, diese ältere Dame hängt vollkommen saubere Wäsche auf! Es hat ihr sicherlich jemand beigebracht, wie man wäscht.“ Er winkte uninteressiert ab und sagte: „Ich weiß nur, dass ich heute früh unsere Fenster geputzt habe!“
Liebe Schwestern und Brüder, diese Geschichte hat uns viel zu sagen! Auch in unserem Leben ist alles davon abhängig, wie rein das Fenster ist, durch das wir schauen! „s.c.j“: „Sub conditione jacobaea“- und heißt: der Termin steht unter dem Vorbehalt des Jakobus. „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun“. „God provides“ (Gen 22,14): Dominus videbit. Amen.