Obere Pfarre:Textile Kostbarkeit zum Hochfest der Oberen Pfarre
Die Obere Pfarre besitzt mit der sog. Dreifaltigkeitsfahne das bedeutendste textile Kunstwerk Bambergs außerhalb des Dombestandes. Die kurz vor 1600 entstandene Reliefstickerei aus Seide, Perlen, Metall und gefasstem Holz stellt die Marienkrönung nach der Vorlage aus dem Marienleben von Albrecht Dürer dar.
Das Wappen unten in der Mitte weist die Stickerei als eine Stiftung des Johann Diemar von Walldorf aus, der den Domkapiteln von Bamberg und Würzburg angehörte und von 1580 bis 1590 Oberpfarrer in der Oberen Pfarre war. Der erste Nachweis der gestickten Marienkrönung ist im Inventar von 1628 zu lesen, als sie ein weißes Messgewand zierte. Später umgeändert zu einem Pluvialschild wurde sie schließlich am Anfang des 18. Jahrhunderts auf einer Fahne angebracht, deren Rückseite ein Gemälde mit der Verehrung der Eucharistie zeigte.
Die technologisch außergewöhnliche Reliefstickerei, eine im 16. und 17. Jahrhundert beliebte Art plastischer Stickerei, umgeht die schwierige Gestaltung von Gesichtern und Händen aus textilem Material, indem auf geschnitztes und gefasstes Holz zurückgegriffen wird. Auch die kleinteilig verzierten Kronen und die Heiligenscheine sind Appliken aus Metall. Bedauerlicherweise haben sich von den kleinen Flussperlen, die z.B. die Gewandsäume zierten, nur noch sehr wenige erhalten.
Am 15. August 2024 stellt die Textilrestauratorin Sibylle Ruß um 16:00 Uhr die Fahne und ihre wechselvolle Geschichte vor. Treffpunkt ist vor dem Sakramentshaus im Chorumgang.