Vieles ist verrückt
„Verrückt!“ – Das ist der momentan häufig gebrauchte Ausspruch, der folgt, wenn uns neue Meldungen zum Corona-Virus und seinen Folgen ereilen. Verrückt erscheint tatsächlich vieles, was wir derzeit hören und erleben; verrückt im Sinne von abgerückt von dem, was sonst normal ist.
Unser Alltagsleben erfährt aktuell mächtige Veränderungen und Einschränkung, ohne dass wir wissen, wie lange dieses Verrückte gehen wird; Ausgang ungewiss.
An diesem Sonntag werden die meisten von Ihnen auf eine Selbstverständlichkeit verzichten: Den Kirchgang. Vielerorts werden überhaupt keine Gottesdienste angeboten; „bei uns“ eingeschränkt und in einem sehr schlichten Rahmen, den Vorgaben folgend.
Wir sollen zu Hause bleiben und unsere Sozialkontakte auf ein Minimum beschränken, so der dringende Appell. Wann gab es das schon einmal, außer man war individuell erkrankt und sorgte von selbst entsprechend vor?
Wir alle können in unserem Umfeld und an uns selbst beobachten, dass die Weisen des Umgang mit der Corona-Gefahr unterschiedlich sind.
Manche unternehmen große Einkäufe, um für sich auf „Nummer-Sicher“ zu gehen. Manche lassen sich permanent und umfassend informieren und suchen viele Möglichkeiten, um stets auf dem Laufenden zu sein.
Manche finden alles, was derzeit läuft, übertrieben. Sie verstehen die Welt nicht und schütteln den Kopf. Manche sehnen sich dringend nach Orientierung und warten auf klare Ansagen. Manche, alle Verantwortungsträger, sind derzeit mächtig am Rotieren. Manche stehen unter Quarantäne; davon warten einige gebannt auf das Ergebnis ihres Corona-Tests. Wir alle erleben, dass bei jeder Begegnung das Corona-Thema aufkommt. Für jede und jeden bringt die gegenwärtige Situation Veränderungen in der Lebensgestaltung, und die nähere Zukunft zu planen, ist schwierig.
Manche haben Angst.
Eingeübtes Verhalten darf in dieser Situation nicht greifen. Üblicherweise rücken wir in der Krise zusammen; nach großen Katastrophen sind die Kirchen voll. Jetzt wäre gerade das gefährlich.
Hinzukommt, dass die derzeitigen Gefahren von einem Feind ausgehen, den wir nicht sehen. Unsichtbar schleicht er sich an uns heran, heißt es.
Was aktuell von uns zu schultern ist, sind vielfach vorbeugende Maßnahmen, und nicht Reaktionen auf etwas Schlimmes, was sich bereits ereignet hat.
Hinzu kommt, dass wir uns grundsätzlich in einer gesellschaftlichen Gesamtsituation befinden, in der Politikern, Medien und Fachleuten mit teils großer Skepsis begegnet wird. Jetzt gilt es, ihnen zu trauen.
Vieles ist verrückt; abgerückt von dem, was als normal galt und gilt.
Wie mit all dem umgehen, gerade auch als Christ?
Interessant das Evangelium dieses Dritten Fastensonntags. Es ist die Erzählung von der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen.
Die Geschichte spielt sich im geschützten Umfeld ab, am Brunnen, vor der Ortschaft, in der Mittagshitze. Da ist niemand anderes unterwegs. Der erschöpfte reisende Jesus und die Samariterin erleben eine ungestörte Begegnung, fernab allen Trubels.
Es ist Zeit zum Austausch und Nachsinnen. Das Gespräch der beiden geht immer mehr in die Tiefe. Jesus erklärt, dass er das Wasser des Lebens hat. Wenn man von diesem Wasser trinkt, wird man nie mehr Durst erleiden. Sein Wasser sprudelt immer und es bringt ewiges, neues Leben.
Um dieses Wasser bittet ihn die Samariterin. Erst allmählich wird ihr klar, was es mit diesem erbetenen Wasser wirklich auf sich hat.
Am Ende der Begegnung offenbart sich der Frau, dass dieser Fremde – Jesus – den sie mehr und mehr kennenlernte, der Messias ist.
Liebe Schwestern und liebe Brüder, vielleicht wird jetzt ihr Küchen-, Schreib- oder Couchtisch zu ihrem ganz privaten Jakobsbrunnen, und sie lesen und meditieren diese Geschichte (ungekürzt: Joh 4,5-42).
Womöglich verrückt in dieser verrückten Zeit die biblische Erzählung Ihr Denken hin zu einer inneren Beruhigung.
Diese Verse sind das Angebot dieses Sonntags für uns, um orientiert zu bleiben oder um neue Perspektiven zu gewinnen, so interpretiere ich sie.
Wenn wir Christen jetzt zu etwas berufen sind, dann vor allem zu Umsicht und Besonnenheit, weil wir Glaubende sind!
Das sollte man uns durchaus anmerken…
Hilfreiche Jakobsbrunnenerfahrungen in dieser Zeit wünsche ich uns allen!
Bleiben Sie gesund und achten Sie auf sich und die Ihren!
Fühlen Sie sich behütet, weil wir alle von Gott Gesegnete sind.