Von den Krippendarstellungen berühren lassen

Bamberger Krippenweg wurde in St. Martin eröffnet

Alle, die sich in diesem Jahr auf den Bamberger Krippenweg begeben, mögen sich anrühren lassen, von dem, was sie dort zu sehen bekommen. „Jede Krippe, jede Krippenszene ist ein Bild davon, dass Gott die Nähe zu uns sucht. Sie geben Zeugnis von Gottes Liebe zu den Menschen.“ Mit diesen Worten wies der Leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Bamberger Westen, Matthias Bambynek, auf die Bedeutung des Krippenweges hin. Die Eröffnung wurde in der Pfarrkirche St. Martin mit einer kleinen Feier begangen.
Als „surreal“ bezeichnete Bambynek die momentane Situation. Buden und Stände auf dem Weihnachtsmarkt würden wieder abgebaut, Veranstaltungen aus den Terminkalendern gestrichen. Wie man heuer Weihnachten erleben kann, wisse noch niemand. Doch: „Den Bamberger Krippenweg gibt es!“ Die Kirchen, in denen viele der Krippen stehen, sind offen. Und – das war dem Pfarrer wichtig zu sagen: Sie waren und sind während der Pandemie immer offen und laden zum Innehalten und zum Gebet ein. Vor den Krippen standen in den zurückliegenden Jahrzehnten und Jahrhunderten Abertausende von Menschen, blickte der Seelsorger zurück. Menschen traten an die Krippen während guter Jahre und auch während Not- und Kriegsjahren.
Oberbürgermeister Andreas Starke dankte bei der Eröffnungsfeier den vielen Ehrenamtlichen, ohne deren tatkräftige Hilfe es die „Krippenstadt Bamberg“ nicht geben würde. Er erinnerte unter anderem daran, dass schon 1919 in Bamberg der Verein der Bamberger Krippenfreunde gegründet wurde. Seit 1977 gebe es eine Krippenbauschule.
Christoph Brey, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats von St. Martin und des Fördervereins St. Martin, ist einer der Männer, die alljährlich die 15 Quadratmeter große Bühnenkrippe in St. Martin aufbaut. Angeführt von Karl Kachelmann haben heuer sechs bis acht Personen circa zwölf Stunden in den Aufbau investiert. Kachelmann freute sich am Rande der Feier, dass man nun erstmals seit Jahren wieder die Figur der Maria stehend sehen kann. Denn viele der rund etwa 200 Figuren sind restaurierungsbedürftig. Der Förderverein konnte die Restaurierung einiger Figuren finanziell unterstützen.
Die Krippentradition geht auf den Heiligen Franz von Assisi zurück. Beim Weihnachtsfest 1223 in Greccio erlebten diejenigen, die die Christmette mitfeierten, eine reale Stallszene mit einem echten Säugling und echten Tieren. Bis heute wollen die Darstellungen die „Vergegenwärtigung“ des Weihnachtsgeschehens erreichen, so Bambynek.
Erste Weihnachtsdarstellungen sind aus Alt-St. Martin, die Kirche stand bis 1803 auf dem Maxplatz, für die Zeit um 1600 bekannt. Es ist anzunehmen, dass die von Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen nach Bamberg berufenen Jesuiten die von ihnen gepflegte Krippentradition hierher brachten. Belegt ist ab 1615 beispielsweise auch ein weihnachtliches Theaterspiel mit lebenden Figuren in einer Hütte, die vermutlich im Pfarrhof aufgebaut wurde. Die Krippentradition endete zunächst mit der Säkularisation und dem Krippenverbot der Regierung 1803. Dies hatte auch den Verkauf der Krippe zur Folge. Nach Aufhebung des Verbots für Bamberg, am 6. Dezember 1825, konnte 1835 wieder eine neue Krippe angekauft werden. Die Herkunft der einzelnen Figuren ist nicht genau zu klären. Der neuere Bestand stammt vermutlich aus dem Grödner Tal. Die Szenen in St. Martin werden in einem ein- bis zweiwöchigen Rhythmus gewechselt. „Lassen Sie sich von den Darstellungen in den Krippen anrühren und berühren“, wünschte sich auch Christoph Brey. Die Feier gestaltete Silvia Emmenlauer an der Orgel musikalisch mit.
Ein Flyer des Bamberger Tourismus & Kongress Service verzeichnet alle knapp 40 Orte in Kirchen, Museen und im öffentlichen Raum in Bamberg, an denen Krippen heuer aufgebaut sind. Nur in der Maternkapelle wird es keine Ausstellung geben.
Das Faltblatt kann in der Tourist Information in der Geyerswörthstraße 5 mitgenommen werden. Es ist auch unter www.bamberg.info/krippen im Internet zu finden.
