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Wegweiser

Wegweiser
Datum:
Veröffentlicht: 7.7.21
Von:
Josef Geißinger, Diakon
Manche meinen, im Zeitalter von Navigationsgeräten und GPS-Systemen ist der Wegweiser ein Auslaufmodell. Dabei sagt schon der Prophet Jeremias vor 2600 Jahren „Stell dir Wegweiser auf, setz dir Wegmarken, achte genau auf die Straße, auf den Weg, den du gehst...“ (31,12). Und nach dieser prophetischen Hommage möchte ich bei dem Bild bleiben. Das Erste, was mir ins Auge fällt: Wegweiser greifen in die Weite. Sie begnügen sich nicht mit dem Hier und Jetzt. Meistens verweisen sie auf Ziele, die man gar nicht sieht. Eine Tafel, die auf die nächste Brotzeitstation um die Ecke verweist, ist noch kein Wegweiser. Schon Jesus hatte mit den schiefen Wegweisern der Enge und der traditionsstolzen Engherzigkeit seine liebe Not.

Manche meinen, im Zeitalter von Navigationsgeräten und GPS-Systemen ist der Wegweiser ein Auslaufmodell. Dabei sagt schon der Prophet Jeremias vor 2600 Jahren „Stell dir Wegweiser auf, setz dir Wegmarken, achte genau auf die Straße, auf den Weg, den du gehst...“ (31,12). Und nach dieser prophetischen Hommage möchte ich bei dem Bild bleiben.

Das Erste, was mir ins Auge fällt: Wegweiser greifen in die Weite. Sie begnügen sich nicht mit dem Hier und Jetzt. Meistens verweisen sie auf Ziele, die man gar nicht sieht. Eine Tafel, die auf die nächste Brotzeitstation um die Ecke verweist, ist noch kein Wegweiser. Schon Jesus hatte mit den schiefen Wegweisern der Enge und der traditionsstolzen Engherzigkeit seine liebe Not.

Weiter: Wegweiser müssen gerade stehen. Der schiefe Wegweiser weist nämlich mit seinen Tafeln hinauf in die Illusion oder hinunter in die Plattheit. Dieses Geradestehen des Wegweisers symbolisiert für mich im menschlichen Bereich das Bemühen um Wahrheit, das Bemühen um wirkliche Wertverankerung. Ich meine damit jene geistige und religiöse Verfasstheit, die die Arena nicht scheut. Gott bewahre uns vor den schiefen Wegweisern, vor den Phantasten und Utopisten, die ins Wolkenkuckuksheim zeigen. Vor den Propagandisten des schnellen Vorteils und des Nur-Noch-Mehr-Haben-Und-Genießen-Wollens, die sich als Wegweiser ausgeben und doch keine sind.

Wegweiser müssen am Rande stehen. Ein Wegweiser, der in der Mitte der Straße steht, ist ein Verkehrshindernis. Das „Am-Rande-Stehen“ gehört zum selbstverständlichen Dasein des Wegweisers. Menschlich gesprochen, gehört zum echten Wegweiser eine gewisse Bescheidenheit, ein Bewusstsein der eigenen Grenzen, eine dienende Grundhaltung. Christus hat das permanent von seinen Jüngern gefordert.

Wegweiser müssen leserlich sein. Was nützt es, wenn der Wegweiser zwar gerade und auch vielleicht am Rande der Straße steht, aber seine Schrift ist verwittert oder verwischt. Da kann man nur kopfschüttelnd weitergehen. Auch dieser Hinweis ist aktuell, Wegweiser müssen in Kirche und Welt verständlich sein. Und da gibt es oft ein Problem, und zwar gerade mit gescheiten Leuten. Sie mögen recht haben, aber man versteht sie nicht. Ich habe Tagungen erlebt, die ein so hohes Niveau hatten, dass die Teilnehmer einander selbst nicht verstanden haben. Es ist ja gar nicht so leicht, zwischen den Versuchungen des Fachchinesischen, der theologischen Trockenmilch und dem süß-frommen Tiramisu die rechte Sprache der Verkündigung im Heute zu finden. Wegweiser müssen leserlich sein.

Bei der Betrachtung des Wegweisers ist mir noch ein sehr ernster Gedanke gekommen. Wegweiser haben mit ihrem senkrechten Pfahl und den Querbalken eigentlich immer die Grundstruktur des Kreuzes, sozusagen als Selbstverständlichkeit ihrer Existenz. Wegweiser stehen in einer geheimen Verbundenheit zu den Wegkreuzen. Natürlich können wir Menschen das hohe Amt des Wegweisers immer nur annähernd wahrnehmen. Jeder menschliche Wegweiser wirft auch seinen Schatten.

Den richtigen Wegweiser für alle Situationen des Lebens wünsche ich Ihnen!