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Wer mit Segen sät, …

Wasser
Datum:
Veröffentlicht: 16.6.21
Von:
Sebastian König, Pastoralreferent
In unserer Bibelstelle aus dem zweiten Paulusbrief wird die Sammlung der paulinischen Missionsgemeinden für die Gemeinden in Jerusalem thematisiert. Sie war bei einem Treffen der Apostel in Jerusalem beschlossen worden und wird nun von Paulus bei seiner dritten Missionsreise durchgeführt.

Der Segen der Hilfe (aus 2 Kor 9,6-11)

Denkt daran: Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; wer mit Segen sät, wird mit Segen ernten.
Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.
In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, sodass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht und ihr noch genug habt, um allen Gutes zu tun,
wie es in der Schrift heißt: Er teilte aus, er gab den Armen; seine Gerechtigkeit hat Bestand für immer.
Gott, der Samen gibt für die Aussaat und Brot zur Nahrung, wird auch euch das Saatgut geben und die Saat aufgehen lassen; er wird die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.
In allem werdet ihr reich genug sein zu jeder selbstlosen Güte; sie wird durch uns Dank an Gott hervorrufen.

In unserer Bibelstelle aus dem zweiten Paulusbrief wird die Sammlung der paulinischen Missionsgemeinden für die Gemeinden in Jerusalem thematisiert. Sie war bei einem Treffen der Apostel in Jerusalem beschlossen worden und wird nun von Paulus bei seiner dritten Missionsreise durchgeführt. Sie sollte Hilfe für die in Not geratenen, als auch ein Danke für den von Jerusalem ausgehenden Segen sein. Selbstverständlich sollte auch die Einheit der Christen damit dokumentiert werden. Christen helfen einander. Paulus ist diese Spendenaktion so wichtig, dass er den Gebern in seinem Brief seine Gedanken, seine Überzeugung, so eindrücklich ans Herz legt.
Er schreibt: Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; wer mit Segen sät, wird mit Segen ernten. Seid großzügig in euren Herzen, sagt er ihnen. Mahnt aber gleichzeitig, nicht zu übertreiben, damit der Einklang des Gebens mit dem Herzenswillen gewahrt bleibt. Denn nur die fröhliche Gabe erfolgt mit dem notwendigen Segen. Deshalb fährt er fort mit den Worten:
Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.
Und er macht weiter deutlich, dass Gott die Geber reichlich beschenken wird, sodass sie gerne und frohen Herzens davon werden weiterreichen können und dass all das im Dank an Gott geboren ist.

Zwischen den Gedanken des Paulus und seinen Beweggründen zum Jetzt scheint keine Sekunde vergangen zu sein, kein Buchstabe veraltet zu sein.
Die Hilfe für in Not geratene ist so notwendig und ebenso Christenpflicht wie vor zweitausend Jahren. Die einzige Änderung liegt wohl in der Perspektive des Blickes, den die sogenannte moderne Welt uns bietet, indem sie nicht nur die nähere überschaubare Weite in den Blick zu nehmen vermag, sondern den Blick weltweit lenkt. Die Hilfsaktionen der Christen sind noch genauso notwendig, der Zusammenhalt der Menschen dringender denn je. Scheint doch auf dem Planeten so viel auseinanderzudriften. Werden die Armen immer ärmer, die Reichen immer reicher. Wer die Schlagzeilen der Medien verfolgt und versucht, zwischen den Gedanken zu lesen, wird bestätigt in dieser Auffassung.
Aber Paulus macht noch eines sehr deutlich. Die fortwährende Hilfe ist notwendig, sie darf nicht abreißen. Menschen sind ihrem Wesen nach kurzlebig, vergessen schnell. Vergessen, woher sie kommen, vergessen die gute Tat, vergessen die ihnen gegebene Hilfe, vergessen die eigenen Nöte, sobald es ihnen wieder gut und besser geht. Deshalb ist die Auffrischung der Gedanken und ist die Auffrischung des Bewusstseins zu seiner Zeit und im Jetzt für jeden von uns immer wieder wichtig.
Man könnte auch sagen: Übung macht den Meister.

Eine Kurzgeschichte nach John A. Sanford macht dies sehr deutlich:
In der Nähe eines alten Bauernhauses lag ein alter Brunnen. Sein Wasser war ungewöhnlich kalt und rein und köstlich zu trinken. Aber das Besondere war: Er trocknete nie aus. Selbst bei der größten sommerlichen Dürre, wenn schon überall das kostbare Nass rationiert wurde, trocknete er nicht aus.
Dann kam die Zeit der Modernisierung und eine neue Wasserleitung wurde verlegt. Den alten Brunnen brauchte man nicht mehr. Er wurde verschlossen und versiegelt für mehrere Jahre. Eines Tages wollte ein Hausbewohner das gute Wasser des Brunnens doch wieder einmal schmecken und deckte ihn ab.
Der Brunnen war vollständig ausgetrocknet. Was war geschehen? Lange musste er nachforschen, bis er den Grund entdeckte.
Ein solcher Brunnen wird von Hunderten winziger Wasseradern gespeist, die für den Wasservorrat sorgen. Die winzigen Öffnungen der vielen Bächlein bleiben rein und offen, wenn immer wieder Wasser abgeschöpft wird. Wird ein solcher Brunnen aber nicht mehr benutzt, dann versiegen diese winzigen Kanälchen, weil sie sich mit Sediment verlegen und dichten. Das ihnen eigene Leben weicht.

Sorgen wir dafür, dass das Leben nicht weicht, die Hilfe nicht nachlässt in ihrem Bestreben, die Unterschiede möglichst gering zu halten und damit das Leben lebenswert für alle zu gestalten. Damit die Freude an der Schöpfung Gottes möglichst ungetrübt und lebendig bleibt. Damit die Menschen die Menschlichkeit nicht verlieren und nicht das Mitgefühl, die Empathie für den Nächsten. Dafür muss man nicht um die Welt reisen, das gilt auch für die nächste Nachbarschaft.