Wie funktioniert der deutsche Alltag?

Hilfestellung: Die Caritas organisiert und koordiniert die Angebote der Bamberger katholischen Pfarreien und Klöster für Geflüchtete aus der Ukraine. Anlaufstelle ist eine neue Beratungsstelle im Gemeindehaus St. Josef im Hain.
Sie ist dankbar für die vielen ehrenamtlichen Helfer, die die Caritas ins Kloster geschickt hat, um bei den Vorbereitungen für die Aufnahme der Geflüchteten zu helfen. Zugleich bedrückt die Ordensfrau das erduldete Leid ihrer neuen Mitbewohner: „Sie sind zwar glücklich, in Sicherheit zu sein, aber ansonsten sind sie sehr in sich gekehrt und traurig“, sagt Schwester Erika.
Für sie und ihre Mitschwestern war es ein Gebot der christlichen Nächstenliebe, auf den Aufruf des Erzbistums Bamberg mit einer Zusage zu reagieren. Die Bistumsleitung hatte alle Pfarreien und Ordenseinrichtungen gebeten, Wohnungen oder Räume für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, soweit möglich. In der Stadt Bamberg koordiniert der Caritasverband die Angebote und organisiert eigene. Geschäftsführer Peter Ehmann spricht von einer „funktionierenden Auffanglinie“: Sowohl im Seelsorgebereich Bamberger Westen wie im Seelsorgebereich Bamberger Osten haben die jeweils leitenden Pfarrer Matthias Bambynek und Marcus Wolf rasch reagiert und mit ihren Verwaltungsleiterinnen Astrid Benkard und Melanie Jahreiß die Möglichkeiten ausgelotet.
Im Pfarrhaus St. Martin zum Beispiel wird eine Wohnung für eine geflüchtete Familie eingerichtet und ist fast bezugsfertig. Im Gemeindezentrum St. Urban hat eine Begegnungsstätte für Geflüchtete geöffnet, die vom Caritas-Stadtteilbüro Südwest betreut wird. In St. Kunigund und St. Gangolf können sich Mutter-Kind-Gruppen treffen. Wohnraum für eine Frau mit Kind stellen auch die Maria Ward-Schwestern (Congregatio Jesu) am Holzmarkt zur Verfügung – trotz der Großbaustelle, die das Platzangebot reduziert. Und im Bistumshaus St. Otto mit Priesterseminar am Heinrichsdamm haben derzeit 30 Flüchtlinge eine Bleibe gefunden.
Gerade diese Personen und die Neuankömmlinge bei den Niederbronner Schwestern nutzen schon einmal die nahe gelegene Beratungsstelle im Gemeindehaus St. Josef im Hain, die der Bamberger Caritasverband betreibt: „als Anlaufstelle für Flüchtlinge, ehrenamtliche Helfer, Vermieter“, wie Peter Ehmann erklärt. Dabei sei auch daran gedacht, mitgebrachte Kinder in der Beratungszeit eine extra Betreuung anzubieten: Ingrid Gremer kümmert sich liebevoll um die Kleinen.
Viele Fragen würden die Neu-Bamberger bewegen, etwa: Wie funktioniert der deutsche Alltag? Wo ist für meine Kinder der nächste Spielplatz? Wo ist der nächste Arzt? Wie komme ich an Geld? Wie an einen Kindergartenplatz und an eine Wohnung? Zwei erfahrene Beraterinnen, die russisch und ukrainisch sprechen, stehen qualifiziert Rede und Antwort: „Wir leisten aber keine Rechtsberatung, die ist den Behörden vorbehalten“, betonen Alona Grygoryeva und Svetlana Schenke.
Die Erwartungshaltung der Geflüchteten sei jedoch recht hoch. Denn mit der „weltweit bekannten vertrauenswürdigen Organisation Caritas verbinden sie auf jeden Fall Hilfe“, weiß auch Volker Göbel vom Caritasverband Bamberg-Land, der seine städtischen Kollegen unterstützt. Dank des guten Miteinanders ist es personell auch möglich, im Gemeindehaus St. Josef eine Begegnungsstätte für Ukrainer zu etablieren, oder einen niedrigschwelligen Deutschkurs für Mütter zu halten, während ihre Kinder beim Spielen betreut werden.
Weitere Hilfe leistet das Erzbistum Bamberg auch finanziell: Bisher wurden über die Stabsstelle Weltkirche bereits 166.000 Euro an Caritas International und direkt an die griechisch-katholischen Diözesen vorwiegend für Binnenflüchtlinge überwiesen. Und Erzbischof Ludwig Schick spendet 10.000 Euro aus seiner Stiftung „Brot für alle Menschen“ für die Ukraine. Das Geld fließt direkt an die Caritas des römisch-katholischen Bistums Odessa, mit dessen Bischof Stanislaw Szyrokoradiuk der Erzbischof in engem Kontakt steht. „Den Menschen fehlt es an allem, auch am täglichen Brot“, berichtet Bischof Szyrokoradiuk über die schreckliche Situation vor Ort. Die Bamberger Spende solle für Lebensmittel verwendet werden.
In Pfarrhäusern und anderen bistumseigenen Wohnungen sind in der ganzen Erzdiözese Bamberg derzeit Flüchtlinge untergebracht.
Die Caritas-Beratungsstelle im Gemeindehaus St. Josef im Hain (Balthasar-Neumann-Straße) ist montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr besetzt. Von 13:00 bis 15:00 Uhr ist eine sprachkundige Sozialarbeiterin per E-Mail erreichbar: antonina.chakarova@caritas-bamberg-forchheim.de.