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„Wir nehmen Sorgen der Stadt ins Gebet“

Festjahr 750 Jahre Karmeliten in Bamberg
Datum:
Veröffentlicht: 16.2.23
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Seit 750 Jahren sind Karmeliten nicht mehr aus dem Bamberger Stadtbild wegzudenken. Die Ordensmänner prägen die Seelsorge mit, trotzen dem Nachwuchsmangel und wagen im Jubiläumsjahr für 5,8 Millionen Euro die Sanierung ihrer Klosterkirche am Karmelitenplatz.

Früher, ja viel früher hatte die Bamberger Stadtverwaltung noch die Spendierhosen an. Jedenfalls bekamen die ortsansässigen Karmeliten von ihr reichlich Ehrenwein, wenn sich die Väter der Provinz im Kloster zu ihren Provinzkapiteln versammelten.
Festjahr 750 Jahre Karmeliten in Bamberg

Trotz „Michelsberger Silvaner“ vor der Rathaustür werden die Stadtoberen im Jahr 2023 nun gewiss nicht mehr die Ordensmänner mit Rebensaft beglücken. Obwohl es einen markanten Anlass gibt: Vor 750 Jahren, nämlich 1273, wurde in Bamberg das Karmelitenkloster „in der Au“ gegründet. Bambergs Au bestand damals aus zahlreichen Grasflächen, durchströmt von vielen kleinen Wasserläufen, durchsetzt von einzelnen Sandbänken, die sich am ehesten für eine Ansiedlung eigneten. Die Karmeliten ließen sich nahe der ehemaligen, am Maxplatz gelegenen Martinskirche nieder. „Die erste urkundliche Erwähnung der Niederlassung datiert am 2. Juni 1279“, berichtet Pater Klemens August Droste aus der Klosterchronik. Diese Urkunde bestätige, dass der Bamberger Bischof Berthold von Leiningen (1257 bis 1285) die Niederlassung der Karmeliten unter seinen Schutz genommen hat.

Pater Klemens August, Prior des heute zehnköpfigen Konventes im Alter von 35 bis 92 Jahren, erzählt lebendig aus der 750-jährigen Geschichte dieses Klosters, das stets eng mit dem gläubigen Volk Bambergs verbunden war – und immer noch ist. Die Karmeliten überdauerten die Stürme der Reformationszeit, ihren Umzug ab 16. Mai 1589 in das von den Zisterzienserinnen verlassene Kloster St. Theodor am Kaulberg oder dessen Wiederbesiedelung am 27. Oktober 1902 nach der Säkularisierung des Konvents am 2. Dezember 1802.

„Historisch haben die Karmeliten Bamberg mitgeprägt“, ist sich der Prior sicher. Seelsorge in all ihren verschiedenen Formen sei ohne sie undenkbar: „Wir waren immer Ansprechpartner für die Menschen in ihren Sorgen und Nöten“, so Pater Klemens August. Regelmäßige Gottesdienstaushilfen in Höfen, Merkendorf, Hohengüßbach, Sassendorf, Weipelsdorf und Trosdorf gehörten dazu, außerdem die Pfarrstellen von Gundelsheim, Schlüsselau und der Oberen Pfarre in Bamberg.

Der Prior erinnert an Einrichtungen des Ordens wie die Spätberufenenschule Theresianum, die – 1946 eröffnet – noch heute unverzichtbar in der Bamberger Bildungslandschaft sei. Pater Klemens August berichtet von derzeit acht Mitbrüdern, die in der aktuellen Seelsorge aktiv sind, beispielsweise als Kaplan in Stegaurach, als Gehörlosenseelsorger im Erzbistum Bamberg, als Schulleiter des Theresianums, als vielgefragte Beichtväter in der Klosterkirche für die ganze Region oder als geistlicher Begleiter von Orientierung suchenden Menschen. „Unsere Angebote sollen Hilfe im Leben sein, wir sind für die Menschen da in dem, was sie bewegt“, sagt Pater Klemens August, der selbst regelmäßig in Rufbereitschaft für Kranke und Sterbende im Klinikum Bamberg steht.

„Wir verstehen uns als Gemeinschaft, die die Sorgen der Stadt ins Gebet nimmt“, lächelt der 57-jährige Prior. Er wünsche sich, „das Bewusstsein für Gott in Bamberg lebendig halten zu können“. Auch wenn derzeit nicht an Ordensnachwuchs zu denken sei: „Wir wissen, dass wir wenig sind und nie wieder mehr werden“, gibt sich der Karmelitenpater angesichts des demografischen Wandels und der kleinen Familien mit wenigen Kindern realistisch.

Gleichwohl behalte der Standort Bamberg als zentraler Sitz der Deutschen Provinz der Karmeliten auch unter diesem Vorzeichen seine Bedeutung. Die die Öffentlichkeit nicht zuletzt wegen der Umwidmung des großen Klostergebäudes am Karmelitenplatz in künftige Wohnungen – „Klosterkarrée“ lautet das Stichwort – erkannt habe. So hoffen die Karmeliten ebenso um Anteilnahme an ihren Jubiläumsfeierlichkeiten, zu denen die Bamberger eingeladen sind. Und zwar überwiegend in die Kirche St. Theodor, die trotz des bevorstehenden Sanierungsbeginns für Besucher offen bleibt, wie der Prior betont.

Skeptisch ist er noch, ob die veranschlagten Kosten von 5,8 Millionen Euro für die zwei Bauabschnitte mit der Sanierung des Dachstuhls, der Außenmauern oder der Innenraumschale ausreichend kalkuliert sind. „Bei den gravierenden Schäden müssen wir handeln“, weiß Pater Klemens August Droste aber genau.