Zwischen Ochs und Esel ist viel Platz
Gummifrosch, Lama, Lego-Männchen, diverse Actiontypen… jedes Jahr wurde es enger unter unseren Krippenfiguren zu Hause. Kurioses drängt sich da inzwischen dicht an dicht. In einer Familie behauptet nun mal jeder einen Platz für seine ganz persönliche Gestalt im Drumherum der Weihnachtsgeschichte.
Heuer überlegen wir spitzfindig, die Kartons mit den Figuren größtenteils verschlossen am Dachboden stehen zu lassen. Denn ein aktuelles Sicherheits- und Hygienekonzept für unser Bethlehem würde das Arrangement zwischen Ochs und Esel sehr übersichtlich halten:
Die große Schafherde wird zunächst auf das kleinste Lämmchen reduziert, sozusagen mit Symbolcharakter. Hirten, damals schon ausländisches Gesindel, kommen erst gar nicht rein. Durch das Beherbergungsverbot erübrigt sich auch jede Erweiterung der Szenerie mit diversen Gasthöfen. Grantige Wirte gibt es momentan draußen sowieso genug.
Josef hat es gut, er kann endlich mit reinem Gewissen bedeutungsvoll im Abseits stehen. Die Geschichte war ihm schon immer ein wenig suspekt. Per Display kann er dabei in Ruhe den Sendestatus von Gold, Weihrauch und Myrrhe verfolgen. Weise Männer gehen in diesen Zeiten schließlich nicht persönlich raus. Und Maria? Sie hält die Augen geschlossen, um sich weniger allein zu fühlen und kniet in respektvoller Distanz zum Futtertrog, der einer ganzen Welt Nahrung sein will.
Okay, wir könnten in alle gewonnenen Freiräume Engel aufstellen, bekanntlich immun gegen irdische Gebrechen. Dann wird die Krippe gänzlich zum rein himmlischen Spektakel. Doch das ist nicht im Sinne ihres Erfinders. Wie könnte sich auch die Geschichte jener Nacht erschließen ohne das ganze Drumherum von Bethlehem, nebst Gummifrosch & Co?
Stopfen wir also heuer unsere Krippe ruhig voll. So voll wie noch nie.