Die Geschichte der Ortslage Gaustadt geht sicher bis weit in vorchristliche Zeit zurück. Zeugnis davon geben beispielhaft die berühmten sogenannten „Gaustadter Götzen“, mannsgroße Stelen aus Sandstein, die Männer mit Schwert und Schild darstellen. Es gibt vielfältige Theorien über Datierung und Bedeutung der Figuren, die beim Graben des ERBA-Kanals vor über 100 Jahren geborgen wurden: Kelten? Mongolen? Franken? Missionare? Jeder interpretiert die Figuren anders. Die Figuren, deren Datierung relativ unsicher ist, befinden sich heute im Historischen Museum in der Alten Hofhaltung am Domplatz.
Neuerdings ist die erste urkundliche Erwähnung Gaustadts durch Andreas Stenglein erhellt worden. Nahm Dr. Adam Martinet - und in der Folge einige, die bei ihm abgeschrieben haben - eine Datierung der ersten Urkunde von 1136/37 an, hat Dr. Konrad Arneth in seiner Ortschronik sogar für eine Datierung der Schenkung eines Guts im schon bestehenden Dorf Gaustadt mit der Gründung des Klosters Michaelsberg im Jahr 1015 in Zusammenhang gebracht, so hält Andreas Stenglein mit guten Argumenten nun eine Datierung der urkundlich belegten Schenkung Erchanbrechts 1070/71 für die plausibelste Lösung.
Die Argumentation dafür und die geschichtlichen Hintergründe sind in einem ausführlichen Artikel zu finden.
Kirchlich gesehen wurde Gaustadt wohl über Jahrhunderte pfarrlich von der Oberen Pfarre in Bamberg betreut. Das mag merkwürdig klingen, lässt sich aber leicht erklären: Das Kloster Michaelsberg war keine Pfarrkirche, und die mittelalterliche Dompfarrei war eine Einrichtung, die ausschließlich für die nicht-geistlichen Einwohner der Dom-Immunität zuständig war, also z.B. Bedienstete der Domherren und des Fürstbischofs oder die Schüler der Domschule. Die Obere Pfarre umfasste neben den Teilen Bambergs westlich der Regnitz auch etliche Dörfer im Süden, Westen und Nordwesten von Bamberg, und somit auch Gaustadt.
Im Spätmittelalter muss es in Gaustadt zumindest eine Kapelle gegeben haben, wie indirekt aus Zinslisten und Verzeichnissen des Klosters Michaelsberg erschlossen werden kann. Auch im 18. Jahrhundert wurde in Gaustadt eine Kapelle errichtet, die als „hölzerne Kirche“ bezeichnet wurde - was durchaus aber auch ein Gebäude in Fachwerkbauweise sein konnte. Sonstige Einrichtungen mit seelsorglichem Bezug fehlen in Gaustadt aber bis ins 19. Jahrhundert.
Nach der Säkularisation und der Neuordnung der Pfarreien in Bayern war von 1806 bis 1879 das Dorf Gaustadt der Pfarrei Bischberg zugeordnet. Die Alte Kirche, die heutige Sebastianikapelle, ist mit hoher Sicherheit der erste Kirchenbau im Bistum Bamberg nach der Säkularisation. Nach der Gründung des Textilbetriebs der „Mechanischen Baumwollspinnerei Bamberg“ (eigentlich ja in Gaustadt gelegen) 1856/58 gab es ein enormes Bevölkerungswachstum. Gaustadt entwickelte sich in wenigen Jahrzehnten zu einer wirtschaftlich blühenden Gemeinde mit vielen Industriearbeitern und ihren Familien, mit Handwerk und Handel, modernen sozialen Einrichtungen.
Damit verbunden war dann auch die Gründung der selbstständigen Pfarrei St. Josef Gaustadt:
Sie besteht erst seit 1879 - also feierten wir 2004 unser 125-jähriges Jubiläum. Besondere Verdienste um Gaustadt hat sich Prof. Dr. Adam Martinet (1800-1877) erworben, der jahrzehntelang ehrenamtlich zur Gottesdienstfeier nach Gaustadt kam und durch die testamentarische Stiftung seines Vermögens den Grundstock für die Errichtung der Pfarrei und den Bau der Pfarrkirche legte. Leider hat er die endgültige Errichtung der Pfarrei nicht mehr erleben dürfen.
Seit 1965 gibt es in Gaustadt auch die evangelische Kirchengemeinde St. Matthäus, zu der problemlose ökumenische Kontakte gepflegt werden.
Seit über 35 Jahren feiern die portugiesisch-sprachigen Katholiken in Gaustadt Gottesdienst: Eine seelsorgliche Betreuung durch die portugiesische Mission Nürnberg findet in den Räumen des „Volksgartens“ statt, der das Vereinszentrum der portugiesischen Bevölkerung in und um Bamberg ist.
Seit dem Jahr 2000 ist auch die ukrainisch griechisch-katholische Personalpfarrei St. Nikolaus des byzantinischen Ritus für die Diözesen Bamberg und Würzburg in Gaustadt ansässig. Sie hat dafür gesorgt, dass die ehemalige Altenheimkapelle schrittweise zur Kirche für den ostkirchlichen Ritus umgebaut und damit erhalten wird.
Unsere regelmäßigen Gäste sind derzeit die russisch-orthodoxen Christen aus Bamberg und Umgebung. Alle zwei Wochen am Samstagvormittag ist russisch-orthodoxer Gottesdienst in der Sebastianikapelle.
Mehrere katholische Riten, mehrere Konfessionen in geschwisterlicher Zusammenarbeit - geht es noch viel vielfältiger? Das ist eine große Besonderheit der Gemeinde St. Josef Gaustadt!