Zum Inhalt springen

Advents- und Weihnachtsgruß der KAB

KAB-Weihnachtsgruß
Datum:
Veröffentlicht: 11.12.20
Von:
Heinrich Hummel

mit Gedanken von unserem Präses Pater Sunny

Liebe Mitglieder, da wir in diesem Jahr unsere traditionelle Adventfeier nicht durchführen können, möchten wir Ihnen auf diesem Weg ein fröhliches, gesundes, gesegnetes Weihnachtsfest wünschen, wenn es auch ein anderes, wie es in den Vergangen Jahren, sein wird. Hoffen wir auf ein besseres Jahr 2021 mit vielen schönen Begegnungen.

Liebe Mitglieder,

da wir in diesem Jahr unsere traditionelle Adventsfeier nicht durchführen können, möchten wir Ihnen auf diesem Weg ein

fröhliches, gesundes, gesegnetes Weihnachtsfest

wünschen, wenn es auch ein anderes, wie es in den vergangen Jahren, sein wird.
Hoffen wir auf ein besseres Jahr 2021 mit vielen schönen Begegnungen.

Mit besten Grüßen
Barbara Zeck

 

Gedanken von unserem Präses Pater Sunny

Cur deus homo („Warum wurde Gott Mensch?“)

„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“, schreibt der Evangelist Johannes (vgl. Joh 1,14).

Je länger die Christen später über das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit nachdachten, desto mehr begriffen sie: Jedes Wort, jeder Begriff bedeutet in der Aussage über Gott etwas anderes als in der Rede vom Menschen. Da gibt es zwar Ähnlichkeiten, doch viel größer ist die Unähnlichkeit. Und sie verstanden: Gott ist der ganz Andere, der Unendliche und Unbegreifliche; du hast gar keine Chance, dir ein Bild von ihm zu machen.

Menschen wollen Gesichter sehen - oder sie kaufen nicht und glauben nichts. Aber er ist doch Mensch geworden in Jesus von Nazareth. Ist Gott unbegreiflich, ist auch seine Menschwerdung unbegreiflich. Aber wenigstens etwas erahnen vom Geheimnis möchte man schon. Nicht um es aufzulösen, sondern um ein wenig mehr staunen, mehr anbeten zu können, was geschehen ist, als Gott als Menschenkind zur Welt kam.

In jedem Fall war Jesus von Nazareth kein himmlisches Wesen, das auf der Erde wandelte, sondern ein wirklicher Mensch; jemand wie der Nachbar.

Papst Leo der Große erzählt: „Als nun die Zeit ankam, die für die Erlösung der Menschen bestimmt war, trat das Wort in diese Niederung ein. Vom Himmelsthron herabgestiegen ohne sich jedoch von der Herrlichkeit beim Vater zu entfernen, erhielt Gott Sohn auf eine neue Art und auf Grund einer noch nie da gewesenen Geburt ein Leben. Auf eine neue Art weil Er, in seinem Wesen unsichtbar, sichtbar geworden ist in unserer Natur; weil Er, unbegrenzt, sich begrenzen lassen wollte; weil Er, vor den Zeiten lebend, anfing, ein zeitliches Leben zu führen; weil Er, als Herr des Alls die Gestalt eines Knechtes annahm; weil Er, der leidensunfähige Gott, sich herabgelassen hat, ein leidensfähiger Mensch zu werden, um als Unsterblicher sich den Gesetzen des Todes zu unterwerfen.“

Warum also ist Gott Mensch geworden? Im späten Mittelalter antworteten die Theologen so: Gottes Sohn kam in die Welt, damit außerhalb der Dreifaltigkeit einer ist, der Gott in vollkommener Weise lieben kann. Das kann ja sonst kein Mensch. Also wird Gott Mensch, damit einer ist, den er vollkommen lieben kann. Durch Jesus kam das Maximum von dem in die Welt, was wir über Gott wissen können. Er sieht auf ein Menschenkind, das er unendlich liebt, so sehr, wie niemand sonst es könnte. Es ist sein Sohn.

Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden - um der Liebe willen. Gott Sohn ist Mensch geworden, „damit wir das Leben haben und es in Fülle haben.  (Joh 10,10).

Die Lehre von der Menschwerdung Gottes kann man auch so verstehen: Wenn es einen Gott gibt, dann muss er so sein wie dieser Mensch Jesus von Nazareth - annehmend, vergebend, liebend und bis zur völligen Selbstverleugnung sich für andere hingehend. Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen“, sagte der Hauptmann unterm Kreuz, nachdem er Zeuge geworden war, wie Jesus starb (Mk15,39). Christen haben Bekenntnisse wie dieses ins Zentrum ihres Glaubens gerückt. Jesus ist nicht nur der Messias, der Christus, der Sohn Gottes. Mehr noch: In Jesus von Nazareth zeigt sich, wie Gott wirklich ist.

Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Das Wort ist das Wort Gottes, durch das alles Leben entstanden ist, schreibt Johannes ganz am Anfang seines Evangeliums. Er sagt damit, dass Gott selbst durch die Geburt Jesu ein Mensch geworden ist. Er möchte den Menschen nahe sein und sie erlösen, indem er sich erniedrigt, klein macht wie ein hilfloses Kind. Deshalb gilt Weihnachten auch als Fest der Liebe und der Versöhnung.

Gott ist tatsächlich bereit zu lieben, bis es weh tut. Er ist bereit, aus Liebe zu sterben. Das ist Liebe, die erlösen kann.

Mit der Menschwerdung seines Sohnes hat Gott die Erlösung auf den Weg gebracht: Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12), heißt es bei Johannes. Diese Zusage gilt jedem von uns, weil Gott Kind geworden ist. „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“, lese ich auf einer Weihnachtskarte und denke: Ein Mensch bin ich doch schon - wie sollte ich erst einer werden? Gott schafft den Menschen aus dem Staub der Erde, erzählt die Bibel in ihrer reichen Bildersprache. Ich soll aus dem Staub der Erde ein beseelter Mensch werden, ein Adam oder eine Eva, gebildet nach dem Herzen des Schöpfers, seiner Idee entsprechend, die sich verwirklicht hat, als Gott Mensch wurde. „Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 3,17), wird der ewige Gott später über Jesus von Nazareth sagen.

Wir glauben, dass wir Menschen berufen sind, am göttlichen Leben teilzuhaben. Die Sünde hat jedoch die Gemeinschaft mit Gott zerstört und zerstört sie immer noch. Jesus Christus ist kein Prophet, der über Gott spricht, und auch nicht halb Mensch halb Gott, sondern voller Mensch und voller Gott. Gott selbst nimmt die Form des Menschen an , um ihn wieder zur Einheit mit ihm zu führen, er reicht uns die Hand. Er gibt sich selbst als das vollkommene Opfer hin und nimmt in diesem Akt der vollkommenen Liebe zum Menschen alle bisherigen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden hinweg.

Die größte Brücke, die jemals gebaut worden ist, ist die Brücke zwischen Himmel und Erde. Jesus Christus hat sie gebaut, um uns zu retten, um uns in sein himmlisches Reich heimzuholen! Jesus Christus erhebt den Anspruch, als Sohn Gottes den Vater in menschlichen Worten zur Sprache zu bringen und in menschlichen Gebärden uns nahe zu sein. Spricht Jesus Christus, hören wir Gott in seinem menschlichen Echo. Legt er dem Kranken die Hände auf, berührt Gott sein Geschöpf. Erfüllt er den Willen des Vaters, schlägt er eine Schneise durch das Dickicht, damit der Mensch zu Gott finden kann. Und weil dieser Weg immer weiter nach unten führt, bis in die dunkelsten Winkel, geht der Gottessohn ihn selbst, bevor er andere in seine Nachfolge ruft. Seit Gott ein Mensch wurde, gilt die Aufforderung: „Mach's wie Gott, werde Mensch.“ Doch jedes Mal, wenn ich einem Menschen mit Liebe begegne, kann ich etwas Neues von Gott entdecken. In Christus ist den Menschen Gott begegnet, im vollen und unverkürzten Sinne des Wortes. Im Angesicht dieses einen Menschen haben sie das Wesen Gottes erkannt. Hier hat einer nicht nur gehandelt, als wäre er Gott, als verträte er Gott in unseren Sphären. Hier ist einer ganz und gar in seiner Rolle, Gott zu verkündigen aufgegangen, ganz mit seinem Auftrag identisch geworden.

Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch ‚Gott‘ werden könne. Diese mächtigen Worte, die wir zum ersten Male beim Heiligen Irenaus finden, kehren wieder unter der Feder des Heiligen Athanasios, Gregors von Nazianz und Gregors von Nyssa zurück.

Wenn Gott Mensch geworden ist, damit wir Zugang zu Gott haben, dann haben wir im Angesicht Christi, des liebevollsten aller Menschen, Gottes Herrlichkeit gesehen, dann sind wir mit Gott selbst verbunden, der es über alle Maßen gut mit uns meint.

Jean Paul Sartre, der französische Philosoph und Existenzialist, ein kritischer Denker unserer Tage, sagt: „Wenn Gott Mensch würde für mich, dann würde ich ihn lieben, ihn ganz allein. Dann wären Bande zwischen ihm und mir, und für das Denken reichten alle Wege meines Lebens nicht; ein Gott, der Mensch würde aus unserem liebenswerten, elenden Fleisch, ein Gott, der das Leid auf sich nähme, das ich heute leide. Ja, wenn Gott Mensch würde für mich, dann würde ich ihn lieben.“

Wenn die Bibel von Fleisch spricht, dann meint sie nicht den Körper im Gegensatz zum Geist. Wenn die Bibel von Fleisch spricht, dann meint sie den ganzen Menschen mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele. Und so hat er gelebt: einfach und schlicht als Mensch unter Menschen, in unserem liebenswerten, elenden Fleisch. Doch er hat so gelebt, dass Menschen von ihm sagten und sagen: In ihm ist Gottes Menschenfreundlichkeit, in ihm ist Gott Mensch geworden.

Ein Geheimnis erschließt sich dem, der mit dem Herzen versteht. So ist es in der Begegnung von Mensch zu Mensch. So ist es auch in der Begegnung mit dem Herrn. Nur wer ihm mit dem Herzen begegnet, wird ihn erkennen, wird ihn lieben können. Hirten, schlichte einfache Menschen, waren die ersten, denen diese Botschaft in ihr Herz aufnahmen und weitergaben.

Gott wird Mensch in Jesus Christus. Gott wird Mensch auf der Erde. In Jesus Christus teilt Gott unser Schicksal. Wenn Gott unser Leben auf Erden lebt in seinem Sohn, dann kann dieses Leben der Menschen nicht belanglos sein. Die Botschaft von Weihnachten mahnt uns, unser Leben ernst zu nehmen.

Die Botschaft von Weihnachten lautet: Gott wird Mensch in Jesus Christus.

Wenn Gott unser Leben teilt, dann sind wir ihm wichtig. Wenn er, der Ewige, in unsere Zeit hinabsteigt, dann ist ihm nicht gleichgültig, was aus uns wird. „Der Weg zu Gott ist der Mensch“ - das galt damals und das gilt auch heute. Gott will Mensch werden - auch durch uns. „Der Mensch ist Abbild Gottes“ - so sagt es der Schöpfungsbericht. Und in diesem Abbild muss etwas vom Urbild - von Gott sichtbar werden. Wenn wir versuchen, wie Jesus zu werden, ihm nachzufolgen, ist es das Beste, was uns in diesem Leben passieren kann.

Das Geheimnis der Weihnacht: Gott ist Mensch geworden in Jesus von Nazareth. Das Geheimnis der Weihnacht heute 2020: Gott will Mensch werden in jedem von uns. Wie, das kann keiner für den Anderen sagen. Das muss jeder für sich suchen - versuchen - immer neu. Liebe Schwestern und Brüder, das Weihnachtsfest ruft uns auf, dass wir uns diesem Anspruch stellen. Er ruft uns auf, dass wir Gott eine Geburts- und Wirkungsstätte in unserem Leben zukommen lassen - so dass die Menschen Gott spüren und berühren können - durch uns. Lassen wir Gott in uns geboren werden und durch uns handeln. Auch wenn wir nicht alles können - auch wenn wir an die Gegebenheiten und Begrenzungen von Raum und Zeit gebunden sind und die großen Probleme der Welt nicht von heute auf morgen lösen werden - durch solche Berührungen können auch heute noch Wunder geschehen.

In Bethlehem wird Christus geboren. Gott ist da für uns. Gott ist kein ferner, unnahbarer Gott. Gott ist Mensch geworden. So ist Gott nah - Dir und mir und allen Menschen auf dieser Erde. Gott ist nah - in hellen und in dunklen Stunden. Gott ist nah, damit wir leben.

Ich bitte Sie, liebe Schwestern und Brüder, dieses Jahr zu Weihnachten: Machen Sie es wie Gott, werden Sie Mensch!

Und machen Sie es wie Maria: Und bewegen alle Worte Gottes durch die Engel zu Weihnachten in Ihren Herzen. Gott ist uns sehr nah. Dominus providebit. Auf Deutsch: Der Herr wird vorsorgen.
Amen.