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Fasten

Fasten
Datum:
Veröffentlicht: 23.3.22
Von:
Josef Geißinger, Diakon
Liebe Mitchristen, um diese Jahreszeit bringt fast jede Zeitung, egal ob renommiertes Nachrichtenmagazin, lokale Tageszeitung oder Blatt aus der Regenbogenpresse Tipps zum Thema Fasten. Die versprochenen Erfolge erschöpfen sich meistens in Wohlbefinden dank schlankerer Figur. Und viele Zeitgenossen nehmen diese Ratschläge ernster als die Schriften der Bibel.

Liebe Mitchristen,

um diese Jahreszeit bringt fast jede Zeitung, egal ob renommiertes Nachrichtenmagazin, lokale Tageszeitung oder Blatt aus der Regenbogenpresse Tipps zum Thema Fasten. Die versprochenen Erfolge erschöpfen sich meistens in Wohlbefinden dank schlankerer Figur. Und viele Zeitgenossen nehmen diese Ratschläge ernster als die Schriften der Bibel. Diätbewegungen gehen wellenförmig über Land, in ihrem asketischen Ernst die Büßer- und Geißlerzüge des Mittelalters bei weitem übertreffend. Mondäne Kurkliniken bieten ärztlich kontrollierte annähernde Null-Diät zu horrenden Tagessätzen. Nie hätte ein mittelalterlicher Beichtvater gewagt, seinem Beichtkind Bußwerke aufzuerlegen, die heute jeder Hausarzt, ohne mit der Wimper zu zucken, dem ganz gesunden Herrn Müller auferlegt. Da gibt es Verhaltensvorschriften im Stil verschärfter Ordensregeln, die das ganze Leben betreffen, von morgens bis abends, von Arbeit bis Freizeit, von Essen bis Trinken. Die im Mittelalter verbreitete Benediktregel ist geradezu eine Anleitung zum Schlendrian im Vergleich zu dem, was in unserer Zeit mancher Hausarzt mit milder Strenge vorschlägt. Kein Wunder, dass bei der Art Vergangenheit ein heutiger Fastenprediger seine Botschaft nur schwer an den Zuhörer bringt: „Nahrungseinschränkung zum Zweck der Gewichtsreduktion ist nicht gleich Fasten.“ Vielmehr sollte die geistige Grundeinstellung auf den Prüfstand, das Bewusstsein, dass es wichtigeres gibt als Essen und Trinken. Wie hieß es in der alten Fastenzeitpräfation: „Durch das Fasten des Leibes unterdrückst du die Sünde, erhebst du den Geist, spendest Tugendkraft und Lohn“.