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Funken

Funken
Datum:
Veröffentlicht: 24.11.21
Von:
Josef Geißinger, Diakon
„Gott Lob für jeden winzigen Funken Licht in dieser schrecklichen Finsternis.“ Dieser Satz verkommt zur Farce, wenn ich die vorweihnachtliche Beleuchtung auf Straßen und Plätzen, in Schaufenstern und immer mehr auch in Privathäusern und Vorgärten sehe. Vor verschiedenen Objekten fühle ich mich mehr in Las Vegas denn in Franken. Gewiss ist hier nicht das Forum, um über Geschmack zu diskutieren, aber es gibt einen Weltatlas der Lichtverschmutzung, italienische und amerikanische Forscher haben ihn veröffentlicht.

„Gott Lob für jeden winzigen Funken Licht in dieser schrecklichen Finsternis.“ Dieser Satz verkommt zur Farce, wenn ich die vorweihnachtliche Beleuchtung auf Straßen und Plätzen, in Schaufenstern und immer mehr auch in Privathäusern und Vorgärten sehe. Vor verschiedenen Objekten fühle ich mich mehr in Las Vegas denn in Franken. Gewiss ist hier nicht das Forum, um über Geschmack zu diskutieren, aber es gibt einen Weltatlas der Lichtverschmutzung, italienische und amerikanische Forscher haben ihn veröffentlicht. Das Ergebnis: Die meisten Menschen in Westeuropa sehen keinen klaren Sternenhimmel, denn Kunstlicht verhindert den freien Blick. Weltweit erkennt jeder fünfte Mensch die Milchstraße nicht. Auf tiefschwarze Umnachtung müssen sich die Augen vieler Menschen gar nicht einstellen, es gibt sie nicht mehr. Aber das Licht braucht Dunkelheit, für wen soll es sonst leuchten?

„Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen“ steht im Vorwort zum Johannesevangelium. Und dieser Prolog ist eine zweite, eine neutestamentliche Schöpfungsgeschichte. Und auch ein Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Zur Zeit werden in Presse und Politik weltumgreifend die Auswirkungen der Klimaveränderung für unsere Erde diskutiert, die von uns Menschen mit unserem verbrauchenden Lebensstil verursacht wird. Endlich ist diese drängende Problematik auch in der Politik vieler Länder unserer Erde angekommen. Forscherinnen und Forscher haben schon vor Jahrzehnten auf diese Entwicklung hingewiesen, wurden jedoch nicht ernst genommen. Jetzt, unter dem Eindruck sich mehrender Naturkatastrophen, wie schmelzendem Eis am Nordpol, starker Stürme, Hochwasser, Dürre, höherer Durchschnittstemperaturen, abschmelzender Gletscher usw. hat auch die Politik und uns als Verbraucherinnen und Verbraucher dieses Thema eingeholt. In all diesen erfahrenen Dunkelheiten ist es auch eine Herausforderung für uns Christinnen und Christen, das Licht der Botschaft Jesu stärker zum Leuchten zu bringen: Uns für die Bewahrung der Schöpfung Gottes einzusetzen, damit sie nachfolgenden Generationen als lebens- und erlebenswert erhalten bleibt. Wir müssen unseren verbrauchenden Lebensstil immer mehr zu einem langfristig nachhaltigen Stil des Arbeitens, Wirtschaftens und Handelns umwandeln. Zur Zeit spürt die Weltgemeinschaft drängender denn je, dass wir aufeinander angewiesen sind, dass wir in der einen Welt leben und dass Natur und Mensch wie mit einem Netz miteinander verknüpft sind.

„Klimawandel“ – dieses Wort steht in den Schlagzeilen. Dieses Wort hat jedoch auch noch eine andere Bedeutung. Wie ändert sich in einer Zeit des globalen Wirtschaftens auch das Klima unter den Menschen? Auch hier gibt es viele Alarmzeichen: Immer mehr verdrängender Wettbewerb, der Mensch als Spielball internationaler Geschäfte, abnehmender Gemeinschaftssinn.

Den Menschen im Licht der Botschaft Jesu zu sehen, könnte auch hier zu einem positiven Klimawandel verhelfen: Die Würde des Menschen zu achten, solidarisches Handeln einzufordern! Der Mensch ist Geschöpf Gottes und deshalb mit einer sehr tiefen Würde ausgestattet, wie der Schöpfungsbericht im Buch Genesis erzählt.

Lichtverschmutzung und Klimawandel werden uns die nächsten Jahrzehnte begleiten. Licht und Lichtverschmutzung gibt es auch in unserem persönlichen Alltag. Ich wünsche uns allen den hellen Blick, das eine vom andern unterscheiden zu können.