Heilig in der zweiten Reihe
Es gibt ihn, den Heiligen Matthias. Wer diesen Namen trägt, hat nicht den Evangelisten Matthäus zum Namenspatron, wie gelegentlich vermutet. Es gibt einen Heiligen Matthias. Er ist sogar eine biblisch verbürgte Person, ein Apostel.
In der Matthias-Basilika der Benediktiner in Trier wird sein Grab verehrt.
Sein Gedenktag ist der 24. Februar.
Bedauerlich, dass von ihm nur sehr wenig bekannt ist.
Die Apostelgeschichte (Apg 1,15-26) erzählt, dass nach dem Suizid des Verräters Judas der Apostel-Zwölferkreis wieder komplettiert werden soll. Zwei kommen als „Nachrücker“ infrage:
Josef, mit Beinamen Justus, und Matthias.
Beide waren von Anfang an mit dabei, als die Jesusbewegung entstand und Fahrt aufnahm. Beide sind gleichgut geeignet, um zur etablierten Zwölferrunde zu gehören.
Nach Anrufung des Heiligen Geistes entscheidet das Los. Dieses fällt auf Matthias. Fortan ist er einer der Zwölf.
Damit verliert sich auch schon die biblische Matthias-Spur. Wo und unter welchen Umständen er wirkte und starb, ist nicht gesichert.
Dennoch oder gerade deswegen wird Matthias als Heiliger von manchen sehr verehrt.
Neben dem Apostel-Sein macht ihn meines Erachtens gerade dieses Unspektakuläre interessant.
So, wie der biblische Matthias einst, sind auch Menschen heute und hier in der Situation, nicht vorne dran zu stehen. Stattdessen wird das Leben eher in der zweiten oder dritten Reihe geführt. Dennoch gehen sie ihren Weg, setzen sie sich mit Wort und Tat für das ein, was ihnen wichtig ist. Wie viele hoffen und warten darauf, dass sich ihnen eine Gelegenheit auftut, um nach vorn zu rücken und zum Zuge zu kommen?
Wie schön ist es dann, wenn man Glück hat!
Dass sich – irdisch betrachtet – die eigenen Spuren irgendwie und irgendwann verlieren, ist auch den meisten Lebensschicksalen eigen.
Es gibt Heilige, über die weiß man viel. Von ihnen werden große Worte und eindrucksvolle Taten berichtet. Bei Matthias ist es anders. Das macht – neben dem Apostel-Sein – diesen Heiligen aus.
Mehr und mehr wird mir bewusst, dass in vielen von uns etwas vom Heiligen Matthias ist.