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Heimat ist im Himmel

Abendhimmel
Datum:
Veröffentlicht: 22.6.22
Von:
P. Sunny John O.Carm., Pfarrvikar
Heimat hat nicht nur mit dem zu tun, wo man her kommt, sondern mit der Frage, inwiefern man eine emotionale Verbindung dazu hat. Welche Erinnerungen und Gefühle, welche Gerüche und Bilder, welche Lieder und Gebräuche sich für einen mit dem Ort und der Gegend verbunden, aus denen man kommt.

Heimat hat nicht nur mit dem zu tun, wo man her kommt, sondern mit der Frage, inwiefern man eine emotionale Verbindung dazu hat. Welche Erinnerungen und Gefühle, welche Gerüche und Bilder, welche Lieder und Gebräuche sich für einen mit dem Ort und der Gegend verbunden, aus denen man kommt.

Eine eigene Heimat hat auch jeder, jede von uns. Einen Ort, einen Landstrich, eine Sprache - und ganz viele Rezepte und Gerichte. Ich z.B. bin in Kerala, Indien zur Welt gekommen. Aber Kerala ist nicht meine Heimat. An diese Zeit meiner Kindheit habe ich zwar mancherlei Erinnerungen. Aber es zieht mich nichts dorthin. Und genauso wenig zieht es mich nach Ashta, Bhopal, wo ich während meines Theologiestudiums wohnte, oder nach Trinidad und Tobago, Manhattan, New York, wo ich als Pfarrer arbeitete. Und auch nicht in den Bamberger Osten, wo ich als Mithilfe in der Ausbildung war. Und auch nicht nach Gaustadt, zuerst als Kaplan und dann Pfarrvikar. Könnte ich Gaustadt meine Heimat nennen? Nein. Jetzt bin ich im Montanahaus. Das Montanahaus ist nicht wirklich meine Heimat, sondern mein Wohnort. Aber Heimat ist für mein Empfinden mehr als eine Geburtsstadt, mehr als ein Wohnort. Wenn einer von Heimat spricht, dann meint er nach meinem Eindruck so etwas wie seinen Sehnsuchtsort. Heimat – ja, da würde so ein Mensch gern sein, wieder sein. Heimat als Sehnsuchtsort. Und genau das ist wohl der Hintergrund dessen, was Paulus im Philipperbrief in die Worte fasste: „Unsere Heimat ist im Himmel.“ Wir wissen weder, wie der Himmel riecht noch wie der Himmel schmeckt. Wir haben ihn nicht gesehen oder gehört. Wir haben ihn nicht gefühlt, kennen nicht seine Lieder und Gebräuche, wissen nicht, wie es da so ist.

Wir leben hier, auf der Erde. Wir sind Erdenbürger. Aber gleichzeitig sind wir auch schon Himmelsbürger. Wir sind Bürger hier und Bürger dort, Bürger dieser Welt und Bürger jener Welt, Erdenbürger und Himmelsbürger.

Ich glaube, es war Ernst Hemingway, der sagte: Wenn du willst, dass Menschen aufbrechen zu neuem Leben, dann brauchst du ihnen nicht sagen, was sie da alles machen müssen. Vielmehr wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem anderen Ufer, nach dem anderen Leben, dann sind sie selber erfinderisch genug, Weg und Methoden zu finden, dorthin zu kommen. Gott hat durch Jesus eine große Sehnsucht in uns Christen geweckt, aufzubrechen zu unserm Ziel.

Jeder braucht ein Ziel! Ein Kind braucht ein Ziel: groß werden. Ein Schüler braucht ein Ziel: einen Beruf erlernen Eine Firma braucht ein Ziel: sonst ist ihr Ende schon vorprogrammiert. Ein Wanderer braucht ein Ziel: sonst wird es endlos und langweilig. Das Leben braucht ein Ziel: sonst versandet es im Nichts.

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ Dieses Wort des Heiligen Augustinus hat viel mit der Sehnsucht nach Heimat zu tun. Diese Sehnsucht hat viele Gesichter und traurige Aktualität. Viele Menschen sind verzweifelt auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Ihnen fehlt eine innere Heimat. Der Glaube macht die Unruhe des Herzens erträglich.

Heimat ist der Ort, zu dem wir gehören. In Christus: Mit dieser kurzen Formel beschreibt der Apostel Paulus die Zugehörigkeit der Christen zu Christus. Heimat ist der Ort, an dem unsere Wurzeln liegen, das Land, in dem wir verwurzelt sind. Die Wurzeln unseres christlichen Lebens liegen in Jesus Christus. In ihm sind wir verwurzelt (vgl. Kol 2, 7).

Heimat bedeutet vertraut sein. Wir kennen die Landschaft der Heimat, die Wege der Heimat, die Menschen und die Sprache der Heimat. Bei Gott sind wir daheim. Vor Gott können wir uns aussöhnen mit unserer Begrenztheit und mit unserem Schatten. Im Gott habe ich meine Heimat.

Aber unsere Heimat ist der Himmel, wo Jesus Christus, der Herr, lebt. Und wir warten sehnsüchtig auf ihn, auf die Rückkehr unseres Erlösers. (vgl. Phil 3,20). Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir. Wir hoffen auf dich, du bist unsere Zukunft. Schenke uns Heimat bei dir. Amen.