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Ökumene:Herzliche ökumenische Begegnung in Gaustadt

Ökumenisches Abendlob 2025
Datum:
Veröffentlicht: 11.12.25
Von:
Christian Lange

Vor 60 Jahren, am 7. Dezember 1965, ließen der damalige Papst Paul VI. und der Ökumenische Patriarch Athenagoras in Rom und Konstantinopel/Istanbul eine zeitgleiche Erklärung verlesen. In dieser betonten die beiden Kirchenoberhäupter, dass sie „die Exkommunikationssentenzen [des Jahres 1054], […] deren Erinnerung einer Annäherung in der Liebe bis heute hindernd im Wege steht, bedauern, aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche tilgen und dem Vergessen anheimfallen lassen." Diese Lehrverurteilungen werden noch häufig als der Beginn des „Morgenländischen Schismas“, des Verlustes der Gemeinschaft zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel, interpretiert und auf das Jahr 1054 datiert.

Das 60. Jubiläum dieses wichtigen ökumenischen Symbols haben der katholische Seelsorgebereich Bamberger Westen, die evangelisch-lutherische Gemeinde St. Matthäus in Gaustadt, die örtliche Gemeinde der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde sowie die rumänisch-orthodoxe Gemeinde in Gaustadt zum Anlass genommen, um in der Kirche St. Johannes der Täufer in einem Ökumenischen Abendlob für die Einheit aller Christinnen und Christen zu beten; und Gläubige aus allen vier Gemeinden waren gekommen, um an der Vesper nach östlichem Ritus teilzunehmen. Daher erklangen sowohl rumänische als auch ukrainische Gesänge, die, zusammen mit deutschsprachigen Gebeten, von den beiden Priestern Ivan Shokan (ukrainische griechisch-katholische Kirche) und Ionut Paun (rumänisch-orthodoxe Kirche) sowie einem Cantor vorgetragen wurden. Pfarrerin Jutta Müller-Schnur (evangelisch-lutherische St. Matthäus Gemeinde Gaustadt) und Pfarrer Helmut Hetzel (katholischer Seelsorgebereich Bamberger Westen) übernahmen die Lesungen. Angehörigen der beiden östlichen Gemeinden hatten eine vielschichtige Agape aus traditionellen Gerichten zur Adventszeit vorbereitet, bei der – im wahrsten Sinn des Wortes – „christliche Gemeinschaft“ gelebt worden ist.

Das gemeinsame Abendlob in Gaustadt hat gezeigt, was „an der Basis“ bereits an gemeinsamem Gebet von Christinnen und Christen aus den östlichen und westlichen Traditionen des Christentums möglich ist. Gerade für Gläubige aus den westlichen Traditionen war es einmal spannend, die östlichen Riten kennenzulernen. „Es wäre daher schön, wenn die östlichen Traditionen des Christentums stärker in den Blick der Ökumene genommen würden, die in Deutschland bisher eher auf das Verhältnis zwischen römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Christinnen und Christen konzentriert ist“, meinte eine der Teilnehmerinnen bei der Agape. Das 60. Jubiläum der Aufhebung der Lehrverurteilungen hat jedenfalls dazu beigetragen, dass sich die Gläubigen aus Ost und West ein wenig nähergekommen sind.