KEEP SMILING, KUNNI!
Mögen Sie Ihren Namen, also Ihren Vornamen? Obwohl er uns lebenslänglich anhängt, haben wir ihn nicht selbst ausgesucht, Päpste und Ordensleute mal ausgenommen. Dabei heißt es doch: Nomen est omen! Die Namensgebung sollte also wohlbedacht sein. Dennoch ist die Benennung frisch geborener Menschenkinder vielen kurzlebigen Moden unterworfen: Medienstars, Größen aus dem Spitzensport oder schwedische Designermöbel liefern Steilvorlagen für Kindernamen. Beispiele erspare ich uns.
Mit meinem eigenen Vornamen habe ich lange gerungen: Zu altmodisch, brav, frömmelnd, geradezu unspektakulär. Das ist nicht verwunderlich, orientierte sich die Wahl des Taufnamens in christlichen Familien früher gerne an Heiligenlegenden.
„Und wie hätte ich denn geheißen, wenn ich ein Mädchen geworden wäre?“ Die Antwort meiner Mutter ließ mich damals sofort zum Stift greifen, um den Namenszug in seinen möglichen Varianten zu erproben. „Kunni“ erschien mir da durchaus gewitzter als die etwas seriösere „Gunda“. Überhaupt, den Namen Kunigunde hätten meine Eltern nie so fürchterlich streng aussprechen können wie das lange „O“ in Josef. „Jooooosef!“, ich hatte mal wieder was angestellt! Schade, es ist leider nichts geworden, aus der Kunni und mir.
So versuche ich also all die Jahre, mir wenigstens etwas von ihrem Lachen abzuschauen, mit dem sie als Heilige Kaiserin auf der „Unteren Brücke“ in Bamberg souverän über ihr Völkchen schaut. Ob mit Schneehaube oder in poppigem Orange, ob mit Rosen im Arm oder leeren Halblitergebinden zu Füßen, ob mutterseelenallein im prasselnden Herbstregen oder in den Schwitzkasten genommen von hundertsiebenundzwanzig Fotolinsen aus Fernost: Sie lacht!
Unbeirrt schmunzelt sie über die Jahrhunderte hinweg, in denen ihr Name nebst ihrer Heiligkeit für alles Mögliche und Unmögliche herhalten musste. Weil es politisch oder kirchlich gerade angesagt war, gar wirtschaftlich von Nutzen, wie etwa steuergünstige Stiftungen und mürbe Gebäckstücke Bamberger Bäcker. Selbst, dass der Kunigundentag in der Domstadt selten passend zu ihrem Namenstag am 3. März ausgerufen wird, sondern lieber publikumswirksam an einem Wochenende drumherum, quittiert sie mit ihrem Lächeln.
Auf eine ihrer neusten „Patenschaften“ in Bamberg wäre sie aber sicher stolz: Der Szene-Kiosk unten im Grün des Kunigundendamms. Dort versammeln sich unter ihrem Namen mittlerweile in dritter Saison Sonnenhungrige und Lebensdurstige, Klein wie Groß, in ungezwungener Fröhlichkeit zum Miteinander.
Kunni, Gunda, Gundi… wie auch immer, ihr Name bleibt jedenfalls in Bamberg sowas von angesagt, und das selbst in Hipster-Kreisen. Armer Josef…