Meisterschaften
Liebe Mitchristen,
neben den aktuellen Berichten über die Pandemie und ihre Bekämpfung hat in den letzten Tagen ein Thema die Medien gefüllt: Die Ausrichtung der Fußball-EM in München. Den Schlagzeilen nach scheint es nichts Wichtigeres zu geben als diesen Wettbewerb. Wenn dann auch noch Begriffe wie „Fußballgötter“, „himmlisch“, „Helden“ oder „Frankenhölle“ gebraucht werden, könnte man meinen, der Sport wäre zu einer Ersatzreligion geworden. In der ganzen Bibel wird er aber nur ein einziges Mal erwähnt, nämlich bei 1 Kor 9,24-27, in den Evangelien überhaupt nicht, obwohl seit 776 v.Chr. olympische Wettkämpfe nachweislich stattgefunden haben. Doch soll hier nicht der Sport an sich kritisiert werden, – aktiv betrieben und der Gesunderhaltung dienend ist er durchaus im Sinne der Kirche. Sie unterhält eigene pastorale Dienste für Sportler und fördert auch mit der DJK die sportliche Verbandsarbeit. Und unser Erzbischof gibt ein persönliches Beispiel für den Wert der körperlichen Ertüchtigung.
Nachdenklich stimmt mich allerdings, wenn die Stimmung in den Arenen und Medien zu euphorisch wird, wenn die Massen skandieren und die Zeitungen in einem Überlegenheitsgehabe schreiben: „Wir (wer ist wir?) sind (Welt-) Meister! Darüber steht etwas mehr in der Heiligen Schrift, Jesus sagt z.B. „Ihr sollt euch nicht Meister nennen lassen, denn nur einer ist euer Meister“ (Mt 23, 8) oder: „Wer von euch der Erste sein will, der soll der Diener aller sein!“ (Mk 10,44)
Vielleicht ist das ein Grund, warum die Kirchen nicht zu Meisterschaften in sinnvollen Disziplinen wie etwa in Spiritualität oder in Nächstenliebe aufrufen.