Seelsorgebereich Bamberger Westen:Rockt bald ein Popbeauftragter die Kirche?
Der Bamberger Domberg hat seinen Leitenden Pfarrern samt pastoralen Mitarbeitern in den 35 Seelsorgebereichen des Erzbistums eine Aufgabe gestellt, die eine ungewöhnliche Kreativität freisetzt: „Überall wird eifrig am Projekt gebastelt!“ freut sich Engelbert Rauh. Der Pastoralreferent ist in der Hauptabteilung II Pastorales Personal im Erzbischöflichen Ordinariat der Ansprechpartner für dieses Pilotprojekt, mit dem das Erzbistum Bamberg „Neuland betritt“, wie er sagt. Und zwar sollen zunächst in fünf Seelsorgebereichen „multiprofessionelle Stellen“ geschaffen werden, um die Erweiterung des pastoralen Teams mit anderen Berufen zu erproben. Dadurch könnten zusätzliche Kompetenzen gewonnen werden, um neue Zielgruppen und Netzwerke zu erschließen, und die gewandelten Bedarfe in den Pfarrgemeinden gedeckt werden, so Engelbert Rauh.
„Passgenaue Pastoral und Kirchenentwicklung“ lauten die Zauberworte, mit denen das Erzbistum den engeren Horizont erweitern will. Denn diese neuen Stelleninhaber oder-inhaberinnen sollen kein fehlendes pastorales Personal ersetzen oder „Katechese erledigen“. Den Vordenkern in den Dombergbüros schweben etwa Streetworker in sozialen Brennpunkten vor. Oder Köche für einen regelmäßigen Mittagstisch, um den sich Senioren und Einsame scharen könnten. Oder, oder, oder: Visionen mit Sozialraumbezug gibt es zuhauf.
Die wohl groovigste Idee kommt aus der Werkstatt Neues Geistliches Lied (NGL), der Fachstelle zur Förderung, Präsentation und Weiterentwicklung des NGL im Erzbistum Bamberg. Wenn es nach deren Leiter, Pastoralreferent Tobias Lübbers, geht, dürfte bald ein Popmusiker (m/w/d) die Kirche rocken: „Ein Popbeauftragter bringt aus der säkularen Umgebung etwas in das kirchliche Umfeld ein“, schwebt Lübbers vor. Und warum sollte die Kirche Hörerfahrungen aus Radio und Streaming nicht ummünzen: „Die erzeugen Emotionen im Gottesdienst!“ weiß der NGL-Diözesanreferent nur zu gut aus seiner Arbeit mit etwa 200 Musik-Bands und NGL-Gruppen im Erzbistum.
Lübbers sprudelt nur so hervor, wie die ohnehin vorherrschende Begeisterung für popularmusikalische Kirchenmusik durch einen Popbeauftragten gefördert werden könnte und ein solcher auch junge Menschen jenseits der Kirchenmauern erreiche. Solch eine zusätzliche Stelle könne beispielsweise einen Gospelchor, zwei oder drei Bands anbieten, ein Musical-Projekt, regelmäßige Gottesdienste mit NGL, Bandprojekte in der Jugendarbeit in Kooperation mit Schulen, Inputs in der Firmvorbereitung und Erstkommunionkatechese. „Die Pilotstelle Popmusik wäre ein wirklicher Zusatz und Gewinn auf allen Ebenen“, meint Tobias Lübbers. Wobei ihm wichtig ist zu betonen, dass ein Popbeauftragter keine Konkurrenz zu dem klassischen Kirchenmusiker wäre, sondern eine Ergänzung, und dass ein solcher auch nicht von der Verantwortung für die Seelsorge entbinde.
Lübbers Vorstoß – mit Engelbert Rauh aus der Hauptabteilung Pastorales Personal abgesprochen – weckt bereits das Interesse von Helmut Hetzel, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Bamberger Westen: „Mit Musik, nicht nur typische Chormusik, kann man junge Menschen, überhaupt Menschen allen Alters, gut erreichen“, sagt der Pfarrer, der sich mit seinem pastoralen Team und Ehrenamtlichen bestens einen Popbeauftragten in seinem Seelsorgebereich vorstellen kann. Ein entsprechender Antrag wird formuliert und eingereicht.
Die Bewerbungsschreiben für eine Projektstelle müssen bis Freitag, 21. Juni 2024, an pastorales-personal@erzbistum-bamberg.de geschickt werden. Die schriftlichen Anträge werden im Ordinariat inhaltlich und arbeitsrechtlich geprüft, und die auf drei bis fünf Jahre befristeten Pilotstellen durch Evaluation begleitet. Die Finanzierung erfolgt durch das Erzbistum.