Siebenschläfer
Liebe Mitchristen, in alten Kalendern ist noch ihre Geschichte aufgeschrieben. Und ihr Gedenken wird als Lostag von bäuerlichen Wetterregeln erwähnt: der Siebenschläfertag. Meine niederbayerische Heimatpfarrei ist noch zu den „Guten Fürbittern“ in eine nahe Siebenschläferkirche gewallfahrtet. Wer waren sie nun, die Siebenschläfer? Die Legende kennt mehrere Versionen ihrer Geschichte. Während der grausamen Christenverfolgung unter Kaiser Decius lebten in Ephesus sieben vornehme junge Männer, die sich taufen ließen und das vom Kaiser verlangte Opfer vor den Götzenbildern verweigerten. Um der Verfolgung zu entgehen, versteckten sie sich in einer Höhle und fielen in tiefen Schlaf. Als sie 200 Jahre später erwachten, glaubten sie, nur eine Nacht geschlafen zu haben und schickten einen von ihnen auf Schleichwegen in die Stadt, um Lebensmittel zu kaufen. Als dieser mit längst ungültigen Münzen bezahlen wollte, stellte sich der lange Zeitsprung heraus.
Und was sagt uns die Legende heute?
Ist sie nicht eine großartige Anregung, über die Zeit unseres Lebens zu sinnieren und zu meditieren; die Zeit, dieses so faszinierende und bedrückende Etwas und Nichts, stillhaltend und verfliegend? Für den, der jung ist wie die Siebenschläfer, dass sie nicht unendlich ist, sondern uns jederzeit abgetrennt werden kann, dass sie wie im Schlaf vergeht. Für den, der älter wird, ist die Legende doch eine tiefe Bestätigung der Erfahrung, dass man das Leben liebt wie nichts anderes, erfährt und sich damit versöhnen kann, dass man nur mehr „alte Münzen“, die aus der Zeit sind, mit sich trägt und man es auf sich nehmen kann, zu gehen wie die Sieben!
Viel Freude an Ihrem Leben, immer den gesunden Schlaf des Gerechten, Versöhnung mit Ihrer abgelaufenen Zeit und Vertrauen auf ein neues Erwachen beim Herrn der Zeit wünscht Ihnen.