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Bittgang:Tausende geben ein Glaubenszeugnis

Auch in diesem Jahr führte Erzbischof emeritus Ludwig Schick die Bittgänger an.
Datum:
Veröffentlicht: 2.4.24
Von:
Marion Krüger-Hundrup

Die Gebete aus tausenden Kehlen drangen nur verhalten, fast murmelnd in den dunklen Morgenhimmel – passend zum stillen Feiertag. Mit Rücksicht auf die Anwohner gab es keine Lautsprecher in diesen frühen Stunden. So war auch deutlich das fröhliche Vogelgezwitscher auf dem Weg von der Oberen Pfarre über die Altenburg bis St. Getreu zu hören. Ein Kontrapart zum ernsten Charakter dieses Karfreitags, dem die Bittgänger entsprachen.

Wesentlich mehr Teilnehmer als 2023 hatten sich heuer zum traditionellen Karfreitagsbittgang eingefunden. Im langen Zug waren viele junge Menschen, die sich dieser christlichen Übung ab fünf Uhr stellten. Zumal es „gerade in diesem Jahr viele Gründe gibt, dieses Weg zu gehen“, begrüßte Erzbischof emeritus Ludwig Schick die Pilger. Seit vielen Jahren gehört der Karfreitagsbittgang zu den festen Terminen im bischöflichen Kalender. Ihm gehe es dabei um Frieden, Gerechtigkeit, gutes Miteinander, Gemeinwohl, sagte Schick. 

Gleichwohl war für den 74-jährigen, sportlichen Kirchenmann seine durch regelmäßiges Joggen gestählte Kondition hilfreich. Denn allein schon der Fußweg hinauf zur Altenburg zehrte an den Kräften. Der dabei betrachtete „Schmerzhafte Rosenkranz“ brachte die Pilgerschar an Grenzen: „Gegrüßet seist Du Maria….Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat…“. 

Wie viele Beter werden an ihre lastenden Kreuze gedacht haben, die sie durch ihr Leben schleppen? Am Tag des Leidens und Sterbens Jesu galt es für die Kreuzträger, Unerklärliches auszuhalten. Platz zu schaffen für Fragen, Bitten, Dank und sich von Verzweiflung und Zweifel zu befreien. „Ich gehe aus meinem Glauben heraus mit, um Kraft zu schöpfen und um zu dienen“, erklärte etwa Bernhard Wagner aus Strullendorf, der seit 1999 beim Bittgang dabei ist. In diesem Jahr sogar als Vorbeter zusammen mit Erzbischof Schick an der Spitze des Zuges, unterstützt von Gerhard Albert aus Stegaurach. Dieser beging ein kleines Jubiläum: „Ich bin jetzt zum zehnten Mal Vorbeter“, bilanzierte er sein Glaubenszeugnis „mit Herz und intensivem Gebet“.

Nicht nur Glaubensbekenntnis oder persönliche Nöte  motivierten die Bittgänger zum Mitmachen: Die allgegenwärtigen Tragödien in dieser Welt forderten zu Gebetsstürmen heraus. So erflehten sie auf einer längeren Streckenetappe Frieden für geschundene Länder wie die Ukraine, Israel und Palästina, den Libanon und Syrien. Auch der Erzbischof griff in seinen frei formulierten Fürbitten am Rothof-Kapellchen dieses Anliegen auf, bat um Stärkung der Friedensbemühungen.

Schick betete für die Familien und Kinder, für die missbrauchten Kinder, für die pflegebedürftigen Alten, für Kranke und Verstorbene, für die Hungernden. Für Asylbewerber, dass „wir sie gut aufnehmen und sie wieder den Weg in die Heimat finden“. Für die Regierung, dass sie „unser Land gut leitet“. Für den Erhalt der Schöpfung, „mit der wir sorgsam und nicht zerstörerisch umgehen müssen“. Für die Stadt und den Landkreis Bamberg.

Über allen guten und frommen Wünschen schwebte förmlich das hölzerne Kruzifix, das Robert Dennefeld dem Pilgerzug vortrug: „aus Tradition und Überzeugung“, sagte der 65-Jährige, der diese Aufgabe schon seit 1984 erfüllt. Seine Vorfahren haben im 19. Jahrhundert den Bamberger Karfreitagsbittgang begründet. Nun initiiert und organisiert Dennefeld jedes Jahr dieses Feiertagsereignis. Seine Ehefrau Martina und Sohn Andreas stärken ihm dabei den Rücken.

Vor allem auch, weil der Bittgang mit einem guten Zweck verbunden ist: „Die Spenden sind für die Restaurierung der Kreuze auf dem Weg“, berichtete Martina Dennefld. Das jüngste Projekt sei die Kreuzigungsgruppe auf der Altenburg, das nach Ostern angegangen werden solle.

Am Missionskreuz an St. Getreu standen die „Sieben Worte Jesu am Kreuz“ im Mittelpunkt des Gebetsgeschehens. Zuvor brachte ein Regenschauer den Bittgängern eine unliebsame Herausforderung. „Zum Karfreitag gehört auch gutes Wetter“, meinte Erzbischof Schick zweideutig und versicherte aber, dass ja Ostersonntag die Sonne scheine. Er spendete den Schlusssegen. Die Menge zerstreute sich, heimwärts zum Frühstückskaffee.