Für die neugotische Pfarrkirche Gaustadt St. Josef wurde im September 1899 der Grundstein gelegt. Am 5. und 6. Mai 1906 fand mit Erzbischof Friedrich Philipp von Abert das zweitägige Kirchweihfest statt. Die Neue Kirche löste die damals viel zu kleine Alte Kirche ab. Das Patrozinium „Josef, der Arbeiter“ passt sehr gut in eine Ortschaft, deren Entwicklung seit 1858 von der Industrie geprägt war und bis 1992 - dem Schließungsjahr der ERBA - auch blieb. Die vom Architekten Hofbauer in allen Einzelheiten akribisch entworfene Kirche ist in handwerklich bester Technik und mit dauerhaften Materialien aufwändig errichtet worden. Das zeichnet sie unter den neugotischen Baudenkmälern besonders aus und macht auch ihren hohen Rang als Denkmal aus.
Die Gaustadter waren offensichtlich immer bewahrend, vorsichtig, vielleicht auch geizig. Fast nichts von der neugotischen Ausstattung der Kirche wurde im Laufe von 100 Jahren weggeworfen oder verfälscht - die frevelhafte Verstümmelung des Kreuzwegs und die „Patinierung“ der Altäre einmal ausgenommen - sodass wir heute stolz sein können auf einen einzigartigen Erhaltungszustand der jetzt wieder geschätzten neugotischen Kirche mit nachkonziliarer liturgischer Ausstattung, die sich gefühlvoll in den Raum einfügt.
An Sonn- und Feiertagen trifft sich die Gemeinde zur Messfeier in der sehr geräumigen Pfarrkirche. Die letzte Innenrenovierung wurde 1998/1999 durchgeführt. Während der Schließung von fast acht Monaten war die katholische Gemeinde zu Gast in der evangelischen St.-Matthäus-Kirche. Die dringend notwendige Außenrenovierung der Kirche geschah im Jahr 2005. Am 1. Mai 2006 feierten wir mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick das 100-jährige Kirchweihjubiläum. Danach wurden noch Kanal- und Wegearbeiten im Kirchenumgriff erledigt. Seit Weihnachten 2006 sind die Renovierungsarbeiten an der Kirche - 1.600.000 Euro teuer - geschafft.
Auch das Seniorenzentrum St. Josef Gaustadt an der Andreas-Hofer-Straße hat eine eigene Hauskapelle mit regelmäßigem Gottesdienst.
Durch den Neubau des Seniorenzentrums bedingt kann die ukrainische Pfarrei die Kapelle des Altbaus des Seniorenzentrums und das Schwesternhaus als eigenen Pfarrkirche St. Nikolaus übernehmen, während eine neue Kapelle in den Neubau des Seniorenzentrums integriert ist: Wie bereits 1806-1808 wurde also in Gaustadt eine neue Kapelle gegen den Trend der Zeit gebaut. Und wie in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wird durch Ideenreichtum und beharrliche Verhandlungen der Abriss einer Kirche verhindert.
Vielleicht ist auch das ein typisches, liebenswertes Erkennungsmerkmal von Gaustadt.